Reflecta Filmscanner ProScan 4000

Im September 2003 brachte Reflecta mit dem ProScan 4000 einen Nachfolger für den bewährten ProScan 3600 auf den Markt. Dass es sich um einen direkten Nachfolger handelt erkennt man auf den ersten Blick, denn am Gehäuse hat sich im Wesentlichen der Schriftzug geändert; Nicht geändert hat sich - wie der Produktname suggerieren könnte - die Auflösung des Scanners: Sie beträgt nicht etwa 4000 dpi sondern bleibt bei den 3600 dpi des Vorgängermodelles.


Das Gerät wurde im Juni 2009 vom Markt genommen. Im November 2009 kam als Nachfolger der Reflecta ProScan 7200 auf den Markt.

Die wesentliche Änderung gegenüber dem Vorgängermodell besteht in der Aufnahme des ICE³-Verfahrens. Damit bietet Reflecta erstmalig einen Filmscanner an, der das bewährte Staub- und Kratzerkorrekturverfahren inklusive GEM Filmkornglättungsverfahren und ROC Farbrestaurationsverfahren integriert hat.

Mit einer Auflösung von 3600 dpi, einem Dichteumfang von über 3 und dem bewährten ICE Staub- und Kratzerkorrekturverfahren steigt der ProScan 4000 in eine ganz andere Liga von Film-Scannern auf, eine Liga, in der Geräte wie der Nikon Coolscan 5 ED, der Minolta Dimage Scan Elite 5400 oder der Canon FS4000US bislang die Hauptrollen spielen. Als einziger Filmscanner in dieser Liga ist er in der Lage, ganze Filmrollen einzuscannen. Damit ist der Reflecta ProScan 4000 ein äußerst attraktiver Diascanner, der den bewährten Geräten ernsthafte Konkurrenz macht.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Mit dem Relfecta ProScan 4000 erwirbt man einen Filmscanner, der eine optische Auflösung von 3600 dpi hat. Damit kann man von einem Kleinbild-Dia ein Bild bis zu einer Größe von circa 5100 x 3400 Pixel erzeugen, so dass man insgesamt ca. 17 Megapixel an Bildpunkten erhält (mehr Infos dazu auf unserer Seite Auflösung). Zum Vergleich: Günstige 2700 dpi Scanner erzeugen knappe 10 Megapixel, die 4000 dpi-Modelle bringen es auf ca. 20 Megapixel. Mit 3600 dpi holt der Proscan 4000 auflösungsmäßig alle Informationen aus einem Kleinbild-Dia oder Negativ heraus.

Der reflecta Proscan 4000 mit geschlossener Frontklappe

Der ProScan 4000 scannt sowohl gerahmte KB-Dias als auch KB-Negativstreifen (bzw. Positivstreifen) sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß. Das eingelegte Filmmaterial wird mit einer Farbtiefe (weitere Infos auf unserer Seite Farbtiefe) von 48 Bit abgetastet, d.h. pro Grundfarbe Rot, Grün und Blau stehen mit 16 Bit Farbtiefe also 65.536 Farbabstufungen zur Verfügung. Mit dieser Farbtiefe und einem Dichteumfang von 3,2 kann der Diascanner also feinste Farbnuancen auf dem Dia unterscheiden und weitergeben.

Beim Auspacken des Gerätes fiel mir gleich, dass es sich bei diesem Dia-Scanner im Vergleich zu manch anderem Gerät um einen richtigen Winzling handelt. Mit 10,3 x 17,7 x 23,8 cm (Breite x Höhe x Tiefe) und einem Gewicht von nur 2,2 kg ist der Reflecta in der Tat ein schön kompaktes, leichtes Gerät, das nicht viel Platz auf dem Schreibtisch einnimmt.

Wer wie ich schon 10 andere Diascanner ausgepackt hat, dem fällt sofort auf, dass beim Reflecta ProScan 4000 etwas fehlt, nämlich die Rahmen bzw. Adapter zum Einlegen des Filmmaterials. Aber dieser Scanner benötigt weder einschiebbare Adapter (typisch für Nikon) noch Plastikrahmen (typisch für Minolta und Canon) zur Aufnahme von Dias oder Negativen. Dank einer geschickten Konstruktion kommt der Reflecta Proscan4000 ganz ohne solches Zubehör aus. Für gerahmte Dias gibt es an der Frontseite einen Einschub; für Filmstreifen gibt es an der Seite einen Einlass- und Auslassschlitz. Reflecta spart sich somit das Herstellen und Mitliefern von Adaptern und Plastikrahmen; der Anwender hat nur das blanke Gerät auf seinem Schreibtisch stehen und nicht noch eine Palette an Zubehörteilen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Der Anwender hat alles in einem Gerät und muss sich nicht um verschleißende Filmhalter kümmern.

Der Reflecta ProScan 4000 verfügt über insgesamt 3 Schnittstellen an der Rückseite des Gerätes: 2 mal Firewire und einmal USB. Mitgeliefert sind auch beide Kabel, so dass der Diascanner entweder über eine Firewire- oder USB-Schnittstelle (1.1 oder 2.0) an den Rechner angeschlossen werden kann. Speziell Mac-User und Firewire-Freunde wie ich werden sich über die Firewire-Schnittstelle freuen; Wer den Scanner über USB an den Rechner anschließt sollte unbedingt darauf achten, dass er eine USB 2.0 Schnittstelle hat, ansonsten erhöhen sich die Scanzeiten bei der höchsten Auflösung erheblich, da die zu übertragende Datenmenge im Zig-Megabyte-Bereich liegt.

An Software liefert Reflecta die hauseigene Scan-Software CyberView sowie das Photobearbeitungsprogramm Adobe® Photoshop® Elements aus. Damit erhält man ein Komplettpaket, das alles vom Filmscanner über Kabel bis zur Scan- und Bildbearbeitungssoftware enthält. Der Filmscanner ist auch als Bundle-Paket mit der Scansoftware SilverFast Ai und einem IT-8 Kalibrierungsdia erhältlich. Der Scanner, insbesondere die Bildqualität, wird durch den Einsatz von SilverFast erheblich aufgewertet.

Installation des reflecta ProScan 4000

Als Handbuch erhält man beim Reflecta ProScan 4000 weniger als 20 Seiten in deutscher Sprache, in denen die Installation der Software und des Gerätes einfach und verständlich erklärt ist. Endlich weist ein Hersteller mal darauf hin, dass man zuerst Photoshop® und dann die Scan-Software installieren muss, damit die Scansoftware als TWAIN-Plugin von Photoshop® aus aufgerufen werden kann.

Die Installation von Photoshop® und der Scan-Software geht innerhalb weniger Minuten und bereitet keine Probleme. Bei der Scansoftware kann man die deutsche Sprache unter vielen anderen auswählen, gleiches gilt auch für die Installation der SilverFast Scan-Software. Wer zum ersten Mal SilverFast installiert und aufruft ist zunächst etwas geschockt von der Vielfältigkeit der Software. Während CyberView durch Schlichtheit überzeugt, trumpft SilverFast durch Komplettheit und Funktionsvielfalt auf. Keine Frage, mit SilverFast dauert die Einarbeitungszeit deutlich länger als mit CyberView, dafür erhält man deutlich bessere Scans und hat viel mehr Einstellmöglichkeiten.

Der Filmscanner wird entweder via USB oder Firewire an den Rechner angeschlossen. Nach dem Einschalten des Diascanners wird dieser automatisch erkannt und das Scannen kann beginnen; Apropos Einschalten: Das hat mir die meisten Schwierigkeiten bei der Installation bereitet, denn mit dem ProScan 4000 hatte ich nach langer Zeit mal wieder ein Gerät in den Händen, das sich nicht bequem an der Vorderseite ein- und ausschalten lässt, sondern wo man den Schalter an der Rückseite des Gerätes ertasten muss; ein kleines Manko, mit dem man aber leben kann.

Insgesamt lief die Installation problemlos und schnell vonstatten; nach 15 Minuten hatte ich bereits mein erstes Bild gescannt. So macht mir Plug&Play Spaß. Bei der Installation von SilverFast kommt als zusätzlicher Schritt die IT-8 Farbkalibrierung hinzu, der ungefähr eine halbe Stunde dauert, wenn man es noch nie gemacht hat. Diesen Schritt kann aber auch später nachholen, wenn man etwas Erfahrung mit dem Scanner gesammelt hat.

Ein Punkt ist mir noch wichtig zu erwähnen: Wer den Scanner mit der SilverFast-Software betreibt muss nicht zusätzlich die hauseigene CyberView-Software installieren. Man installiert also zunächst SilverFast, schaltet dann den Scanner ein, führt die automatische Geräteerkennung durch, und der Scanner ist betriebsbereit.

Scannen von gerahmten Dias

Für gerahmte Dias hat der ProScan 4000 an der Frontseite einen Einschub, in den man jeweils ein Dia einschieben kann. Dazu muss man die Abdeckklappe zuerst nach unten schieben. Beim Scannen von Negativen schützt diese Klappe das Scannerinnere vor Staub und Schmutz (dafür gibts von mir ein Lob, zumal nicht einmal der teure Nikon so eine Klappe hat). Doch auch selbst wenn diese Klappe geöffnet ist, dringt kein Staub in den Filmscanner, da sich erst durch das Einschieben eines Dias zwei Lippen öffnen. Dies ist eine konstruktiv sehr gute Lösung und schützt die Scanneroptik effektiv vor eindringendem Staub.

Gerahmte Dias werden an der Vorderseite des Filmscanners eingeschoben.

Um das Dia in den vorderen Schlitz zu stecken bedarf es ein klein wenig Kraft; dafür sitzt das Dia dann fest im Rahmen, so dass es beim Scannen nicht verschoben werden kann. Die Konstruktion mit dem sich verbreiterndem Schlitz hat den Vorteil, dass man sowohl extrem dünne Rahmen als auch sehr dicke Rahmen, z.B. Glasrahmen, einführen kann. Für gerahmte Dias gibt es also praktisch keine Grenzen; der Reflecta ProScan 4000 ist in Sachen gerahmter Kleinbilddias ein wahrer Allesfresser.

Wenn man den Diascanner einschaltet, dauert es über eine Minute bis man endlich loslegen kann; in dieser Zeit erfolgt eine automatische Kalibrierung der Lichtquelle. Man beginnt seinen Scan in der Regel mit einem Vorscan und dann erfolgt der Feinscan. Nach dem Vorscan legt man seinen Scanbereich fest und kann in der Scansoftware farbliche Einstellungen vornehmen. Der Vorscan ist sehr grobkörnig, so dass man sehr wenig Details und Farben erkennen kann. Dafür dauert ein Vorscan nicht lange. Der eigentliche Vorscan wird im Scanfenster der Software nur als sehr kleines Bild dargestellt. Mit einer speziellen Zoom-Funktion kann man den Vorscan in einem neuen Fenster öffnen; die geringe Auflösung bleibt dabei selbstverständlich erhalten.

Einen Feinscan in höchster Auflösung (3600 dpi) macht der Reflecta ProScan 4000 in weniger als zwei Minuten. Das hört sich zwar zunächst schnell an; berücksichtigt man jedoch, dass keinerlei Filter (z.B. Staub- und Kratzerentfernung) zwischengeschaltet sind, ist diese Zeit sehr lange.

Vorgang Dauer
Kalibrierung 1:20 min
Vorschau 0:35 min
Scan mit 1800 dpi 0:45 min
Scan mit 3600 dpi 1:15 min
Scan mit 1800 dpi mit ICE 2:10 min
Scan mit 3600 dpi mit ICE 3:15 min

Die Scan-Zeiten wurden mit einem 3,2 GHz Rechner, der 2 Gigabyte Arbeitsspeicher hat, gemessen. Der Scanner wurde via USB 2.0 an den Rechner angeschlossen.

Scannen von Filmstreifen

Kommen wir zum Einscannen von ganzen Negativ- oder Positivstreifen. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Reflecta ProScan 4000 von anderen Filmscannern ganz deutlich: Der Negativstreifen wird nicht etwa in einen Rahmen eingelegt, der dann in den Filmscanner gesteckt wird. Auch muss nicht zuerst ein spezieller Adapter für Filmstreifen in den Scanner geschoben werden, in den dann die Negativstreifen eingezogen werden. Der ProScan 4000 hat einen automatischen Filmstreifeneinzug bereits standardmäßig integriert. Dieser befindet sich auf der rechten Seite des Film-Scanners.

Dieser automatische Filmstreifeneinzug hat zwei Öffnungen: In die obere Öffnung wird ein Filmstreifen vorsichtig eingeschoben, unten kommt der Streifen nach dem Scan wieder heraus. Das sieht nach einem sehr komfortablen Einscannen von Filmstreifen aus. Aber ich möchte Schritt für Schritt weitermachen.

Vor dem ersten Einlegen eines Negativstreifens hat man natürlich großen Respekt vor der Maschine und auch etwas Angst. Wird der Streifen richtig eingezogen oder zerkratzt? Kommen Filmstreifen werden rechts oben in den Filmscanner eingeführt und kommen unten wieder heraus. nach dem Scan unten nur noch kleine Streifen wie bei einem Aktenvernichter heraus oder gar Konfetti? In der Tat ist das erste Einlegen eines Negativstreifens nicht ganz einfach. Man stößt schnell auf einen Anschlag und nichts passiert. Man muss etwas fühlen, um den Streifen weiter in den Scanner hineinzubekommen; Erst dann wird der Filmstreifen vollends automatisch eingezogen. Nach ein paar Versuchen geht dies jedoch ganz gut vonstatten. Etwas problematisch ist das Einlegen eines Filmstreifens, wenn dieser stark gewellt ist; dann hilft eventuell das Umdrehen des Streifens. Sobald man etwas Übung beim Einführen der Filmstreifen hat, geht dieser Vorgang spielend leicht und man möchte nie mehr einen Scanner ohne automatischen Filmstreifeneinzug.

Mit einem Index-Scan erhält man Miniaturansichten der einzelnen Bilder und man kann bequem auswählen, von welchem Bild man eine etwas größere Vorschau möchte oder welche Bilder man gleich scannen möchte. Mit SilverFast lassen sich auch ganze Jobs abspeichern, so dass man nach dem Einlegen des Filmstreifens nur noch einen Job startet und der ganze Streifen voll automatisch in seinen gewünschten Einstellungen gescannt wird. Ein solcher Batch-Scan ist etwas Wunderbares, denn man kann den Scanner alleine lassen, während er Bild für Bild der Reihe nach einscannt und speichert. Man kehrt also erst an den Computer zurück, wenn ein neuer Filmstreifen eingelegt werden muss. Solches Stapelscannen ist mit SilverFast hervorragend steuerbar. Auf diese Art kann man bequem ganze Filmstreifenarchive durch den Scanner jagen.

Erwähnenswert ist noch die Möglichkeit, den Filmstreifen in kleinen Schritten vor bzw. zurück zu transportieren. Diese Funktion ist sehr nützlich, falls der Filmstreifen falsch eingezogen wurde oder falls er falsch beschnitten oder gar an einem Randbild abgeschnitten wurde. Normalerweise erkennt die Scansoftware die einzelnen Bildausschnitte vom Streifen voll automatisch; gelegentlich funktioniert diese automatische Bilderkennung jedoch nicht, zum Beispiel bei sehr dunklen Aufnahmen, wo sich das Bild kaum vom Rand unterscheidet. Nach einer kleinen Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung muss man zwar erneut einen Vorscan durchführen, jedoch bekommt man mit dieser Hilfsfunktion sein Bild auf alle Fälle richtig zentriert. Bei normal beschnittenen Filmstreifen zog der ProScan 4000 bei mir jedoch die Streifen goldrichtig ein, so dass keine Positionskorrektur mehr nötig war.

Vorgang Dauer
Vorschau 1 Bild 0:37 min
Scan 1 Bild mit 3600 dpi 1:25 min
Scan 1 Bild mit 3600 dpi und ICE 3:45 min

Ich bin mit dem automatischen Filmstreifeneinzug sehr zufrieden. Das Scannen von Negativstreifen ist kaum einfacher vorstellbar als mit dieser Konstruktion. Der integrierte Filmstreifeneinzug hat jedoch einen Nachteil: Es können nur Streifen mit mindestens 2 Bildern eingeführt werden. Einzelne Bilder müssen gerahmt und wie gerahmte Dias gescannt werden; das Rahmen ist etwas zeitaufwändig für den ungeübten Anwender. Wer jedoch schon mit Dias hantiert hat, rahmt lose Negative in Sekundenschnelle. Reflekta empfiehlt sogar, Negativstreifen mit weniger als 3 Bildern in Einzelbilder zu zerschneiden; das ist natürlich ärgerlich, da man diese ja nicht mehr einfach zusammenfügen kann. Zwei Diarähmchen sind im Lieferumfang des Scanners enthalten.

Beim Hantieren mit Filmstreifen empfehle ich unbedingt das Tragen von Baumwoll-Handschuhen, denn schnell tappt man beim Einführen oder Entnehmen eines Streifens aus Versehen mitten auf die Filmschicht und verschmutzt diese mit seinen Fingerabdrücken.

Scannen von Filmrollen

Kommen wir zu einem absoluten Hammer, was den Reflecta ProScan 4000 betrifft. Dieser Diascanner vermag nämlich nicht nur einen ganzen Negativstreifen am Stück einzuscannen, sondern sogar eine ganze Filmrolle. Mit diesem Feature gehört der ProScan 4000 zu den wenigen Geräten, die ganze Kleinbild-Filmrollen verarbeiten können. Der Aufpreis für einen Filmrollen-Adapter ist z.B. bei Nikon teurer als der Reflecta ProScan 4000 in Komplettausstattung.

Filmrollen dürfen eine Länge bis zu 40 Bildern haben. Warum eigentlich diese Einschränkung? Eine Filmrolle führt man wie einen Filmstreifen in den oberen seitlichen Schlitz ein; unten kommt die Filmrolle nach dem Scannen wieder heraus. Der Scanner arbeitet die ganze Filmrolle alleine ab und ist damit je nach Länge und Scan-Einstellungen eine halbe Stunde bis zwei Stunden lang beschäftigt. Ich empfehle jedoch nicht, den Scanner während der Arbeit ganz alleine zu lassen, denn die herausragenden Teile der Filmrolle baumeln etwas unkontrolliert an den seitlichen Öffnungen. Ich mag mir gar nicht ausdenken, was passiert, wenn der ausgeworfene Teil irgendwie wieder in die Filmrollenzufuhr gelangt. Also besser hin und wieder ein Auge auf den Scanner werfen, auch wenn er ganz alleine seine Arbeit macht.

Scannen einzelner Negative oder Positive

Die Tatsache, dass der Reflecta ProScan 4000 ganz ohne Rahmen und Adapter auskommt, wirkt sich positiv auf die Größe und das Gewicht des Gerätes aus. Auch ist das Scannen von Negativstreifen oder gerahmten Dias sehr komfortabel, da man sich nicht um separate Zubehörteile kümmern muss, sondern alles im Film-Scanner integriert ist.

Dass diese Konstruktion auch Nachteile hat, merkt man, wenn man einzelne Negative oder Positive bzw. Filmstreifen mit weniger als 2 Bildern einscannen will. Filmstreifen mit weniger als 2 Bildern sollen laut Bedienungsanleitung in Einzelbilder zerschnitten werden. Für einzelne Kleinbild-Negative oder -Positive hat Reflecta dem ProScan 4000 zwei leere Diarahmen beigefügt.

Einzelbilder müssen also zuerst gerahmt werden und können dann wie gerahmte KB-Dias digitalisiert werden. Natürlich ist dies weniger komfortabel als das Einlegen solcher Einzelbilder in einen verschließbaren Rahmen. Aber es handelt sich mehr um eine Notlösung, deren man sich beim Kauf schon bewusst ist. Hat man also nicht zu viele lose Einzelbilder zum Scannen, so weiß man, dass es für solche Bilder eine Lösung gibt, die zwar nicht sehr komfortabel ist, aber auf alle Fälle funktioniert.

Die mitgelieferte Software

Reflecta liefert den ProScan 3600 mit einem zweiteiligen Softwarepaket aus:

  • Scansoftware CyberView
  • Bildbearbeitungsprogramm Adobe® Photoshop® Elements
  • Optional: Scansoftware SilverFast Ai 6.0

Die Scansoftware CyberView bindet sich direkt in Adobe® Photoshop® ein, so dass sie via TWAIN-Plugin aufgerufen werden kann. Mit Adobe® Photoshop® Elements liefert Reflecta die meines Erachtens beste Bildbearbeitungssoftware mit aus, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Natürlich beinhaltet die Elements Version nur einen kleinen Teil der Funktionen der Vollversion von Photoshop®; jedoch verwendet man als Normalmensch nicht einmal einen Bruchteil der vorhandenen Funktionen und Filter von Photoshop® Elements, so dass diese abgespeckte Version der Profisoftware völlig genügt. Damit erhält man auf alle Fälle ein sehr gutes Programm zum anschließenden Weiterverarbeiten der gescannten Bilder.

Jetzt aber zur eigentlichen Scansoftware. CyberView startet in einem einzigen Fenster, in dem sämtliche Funktionen untergebracht sind. Auf den ersten Blick wirkt das Programm-Fenster etwas mit Buttons und Auswahlfeldern zu überladen und man steht etwas hilflos vor der riesigen Auswahl an Schaltflächen. Nach ein paar Scans hat man sich jedoch an das Fensterlayout gewöhnt und man begrüßt es, dass man viele Einstellungen direkt vornehmen kann ohne mehrere Klicks zu machen.

Hat man z.B. für ein Dia seine Einstellungen wie Scanrahmen oder Auflösung gemacht, kann man diese in einem eigenen Scanprofil abspeichern. Beim Einlegen des nächsten Dias wendet man einfach eines der gespeicherten Scan-Profile auf das aktuelle Dia an und erspart sich somit die Durchführung der einzelnen Einstellungen. Mit solchen Scanprofilen kann man sich eine kleine Bibliothek erstellen, z.B. für gerahmte Dias, SW-Dias, Hochformat-Dias, Negativstreifen etc.

Seine wahre Stärke zeigt der Proscan 4000 jedoch erst, wenn man ihn mit der professionellen Scansoftware SilverFast Ai betreibt. SilverFast ist eine Software für Einsteiger und Profis zugleich. Einsteiger lassen die zahlreichen Spezial-Dialoge zum exakten Einstellen der Scanparameter einfach beiseite und erfreuen sich einfacher Hilfsmittel wie des Job-Managers und fest eingestellter Filmprofile. Wer etwas mehr mit SilverFast arbeitet stößt schnell auf die Möglichkeit, ganze Jobs wie das automatische Scannen von 6 Bildern auf einem Filmstreifen abzuspeichern und auf Knopfdruck nach dem Einführen eines Filmstreifens zu starten.

SilverFast Ai bietet jedoch nicht nur mehr Einstellmöglichkeiten wie die Standard-Scansoftware, sondern die Bildqualität steigert sich erheblich. Im SilverFast-Paket ist ein IT-8 Kalibrierungsdia dabei mit dessen Hilfe man eine individuelle Farbkalibrierung des Scanners durchführt. Scans nach der Farbkalibrierung bedürfen praktisch keiner Bildbearbeitung mehr, die Farben stimmen fast zu 100% mit dem Original überein. Außerdem erweitert SilverFast den Dichteumfang des Scanners, so dass mehr Farbabstufungen insbesondere in den sehr dunklen Bildbereichen erkennbar sind.

Fazit: Der Reflecta Proscan 4000 sollte unbedingt mit der SilverFast-Scansoftware betrieben werden. Der größere Bedienungskomfort und die Steigerung der Bildqualität sind so erheblich, dass sich der Aufpreis allemal lohnt. Seot Oktober 2004 gibt es ein hervorragendes Buch über SilverFast, in dem der Einstieg und der professionelle Umgang mit der Software anschaulich und leicht verständlich erklärt werden.

Bildqualität des reflecta ProScan 4000

Mit einer Auflösung von 3600 dpi, einer Farbtiefe von 48 Bit und einem maximalen Dichteumfang von 3,6 darf man qualitativ sehr hochwertige Scans erwarten. Ich beginne die Beurteilung der Bildqualität mit einem Auflösungstest. Dazu wird ein USAF-1951 Testchart in der höchsten Scanner-Auflösung von 3600 dpi eingescannt. Das nebenstehende Bild zeigt den innersten Ausschnitt dieses Scans.

Betrachten wir zunächst die vertikalen Balken: Die drei schwarzen Balken des Elements 6.1 sind noch eindeutig zu erkennen, beim Element 6.2 werden diese Balken nicht mehr sauber aufgelöst. Dem Element 6.1 Ein Auflösungstest ergibt eine sensationelle effektive Auflösung von 3300 dpi. entspricht eine Auflösung von 3250 dpi, dem Element 6.2 von 3650 dpi. Die Vertikalauflösung liegt also im Bereich dazwischen. Bei den horizontalen Balken differenzieren sie sich gerade noch vom weißen Hintergrund beim Element 6.1; da ist jedoch bereits die Auflösungsgrenze erreicht; die Horizontalauflösung liegt also eher leicht unter dem Element 6.1 (3250 dpi).

Bildet man ein Mittel aus den beiden Messergebnissen, so kommt man auf eine effektive Auflösung von ca. 3300 dpi, das sind also 92% der nominellen Auflösung. Damit liegt der Proscan 4000 in der Spitzenklasse, denn nur höchstwertige Filmscanner liefern effektiv Auflösungswerte, die über 90% der Nennauflösung liegen.

Was bedeutet dies in der Praxis? Scannt man ein Kleinbild-Negativ oder -Positiv mit der höchsten nominellen Auflösung von 3600 dpi, so erhält man effektiv einen 3300 dpi Scan. Beim Kleinbild-Format liefert ein solcher Scan effektiv 15 Millionen Bildpunkte. Dies reicht aus, um kleinste Details aus dem Film herauszuholen und Scans mit hoher Schärfe zu fabrizieren.

Bei der Beurteilung der farblichen Bildqualität muss man unterscheiden zwischen dem Betrieb mit der CyberView-Software und der SilverFast-Scansoftware. Kurz gesagt liefert erstere gute Qualität, während man mit SilverFast exzellente Scans erhält. Wie kommt dieser Unterschied zustande? SilverFast hat bessere Algorithmen zur Verarbeitung der Rohdaten, die der Sensor des Scanners an den Rechner liefert. SilverFast Ai enthält jedoch auch ein IT-8 Kalibrierungsdia, mit dem sich eine individuelle Farbkalibrierung des Scanners durchführen lässt.

Wie läuft die IT-8 Farbkalibrierung ab? Man legt das der SilverFast Software beigefügte Kodak Ektachrome Kalibrierungsdia wie ein normales KB-Dia in den Scanner und macht davon eine Vorschau. In dieser Vorschau erkennt man 22 x 12 Farbfelder sowie darunter 24 Graufelder von schwarz bis weiß. Man startet den Kalibriervorgang durch Drücken des IT-8-Buttons in der SilverFast-Software. SilverFast zeigt darauf einen Scan-Rahmen mit vielen kleinen Feldern an, der genau auf die Vorschau-Maske angepasst werden muss. Ein erklärender Dialog unterstützt einen bei diesem Vorgang.

Sobald die Maske richtig positioniert ist und die richtige Größe hat startet man die Farbkalibrierung per Mausklick. Nach gut einer Minute Zeit hat SilverFast das IT-8 Target gescannt und die gescannten Farben mit der zugehörigen Tabelle verglichen. Die Differenzen legt SilverFast am Ende in einer ICM-Datei ab.

Bei den folgenden Scans verwendet SilverFast automatisch das individuell erstellte Profil und bettet es in die Bilddateien mit ein. Auf diese Weise erhält man farblich korrigierte und optimierte Scans, die fast keiner weiteren Bearbeitung bedürfen. Man erkennt dies am Besten, wenn man eine solche Datei in Photoshop® öffnet. Photoshop® erkennt das eingebettete Profil und verwendet dieses. Betrachtet man die Tonwertkurve so deckt diese fast den kompletten 255-Werte-Bereich ab, als wäre schon eine automatische Tonwertkorrektur durchgeführt worden.

Scannt man Positive am Streifen oder im Rahmen mit SilverFast nach erfolgter IT-8 Farbkalibrierung, so darf man farbenprächtige, kontrastreiche Scans erwarten, die kaum noch einer Nacharbeit bedürfen. Der Scanner liefert ausreichend Zeichnung in den Schattenbereichen und kann auch in hellen Bildbereichen die Farbtöne noch sauber differenzieren.

Ganz krass wird der Unterschied zwischen der hauseigenen Scansoftware Cyberview und SilverFast, wenn man Negative scannt. Während die Bildqualität mit Cyberview eher mäßig als gut ist, erhält man mit SilverFast nahezu perfekte Negativscans, wenn man mit dem Negafix-Dialog den Filmhersteller und den Filmtyp auswählt. SilverFast hat für die gängigen Filmsorten Farbprofile abgespeichert, die das Optimum aus dem eingelegten Negativfilm herausholen; Gleiches gilt übrigens für Schwarz/Weiß-Negativ-Filme, mit denen Cyberview überhaupt nicht gut zurecht kommt, SilverFast dagegen mit den entsprechenden Einstellungen sehr gute Bilder liefert.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Bildqualität des reflecta Proscan 4000 hervorragend ist, wenn man das Gerät mit der SilverFast Scan-Software betreibt, daher die Empfehlung, das Gerät unbedingt mit SilverFast zu kaufen, zumal es günstige Bundlepreise gibt.

Scangeschwindigkeit des reflecta ProScan 4000

Die in den obigen Tabellen ermittelten Scanzeiten wurden bei Betrieb des Scanners über USB 2.0 Schnittstelle mit der SilverFast Scan-Software ermittelt. Als Rechner wurde ein PC mit 3,2 GHz und 2 Gigabyte Arbeitsspeicher verwendet.

Die ermittelten Scanzeiten sind durchschnittlich, der Proscan 4000 liegt also geschwindigkeitsmäßig im Mittelfeld der Filmscanner. Dass sich die Scandauer erheblich verlängert, wenn man ICE Staub- und Kratzerkorrektur einschaltet, ist bei allen Scannern so. Es ist auch normal, dass das Scannen von Negativen länger dauert als das Scannen von Positiven.

Wer Tausende von gerahmten Kleinbild-Dias zu scannen hat muss viele Wochenenden einplanen, da man immer nur ein Bild auf einmal scannen kann. Wer Filmstreifen scannen möchte, egal ob Positive oder Negative, erfreut sich der Möglichkeit des automatischen Stapelscannens. Der Scanner arbeitet gerne eine Viertelstunde alleine vor sich hin, um einen Negativstreifen mit 4 Bildern zu scannen. Ganz bequem fährt derjenige, der seine Filme im Fachlabor entwickeln lässt und den Film auf der Rolle bekommt; der kann nämlich eine ganze 36er Rolle am Stück einscannen; dazu benötigt der Scanner jedoch an die zwei Stunden Zeit.

Fazit

Der reflecta Proscan 4000 ist ein Filmscanner, der viel Leistung für wenig Geld bietet, also ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Er besticht durch seine kompakte Bauweise und seine einfache Handhabung. Besonders hervorzuheben ist der automatische Filmstreifeneinzug, mit dem man auch ganze Filmrollen auf einmal scannen kann. Qualitativ überzeugt der Scanner durch seine hohe effektive Auflösung von 3300 dpi, das integrierte Staub- und Kratzerkorrekturverfahren ICE, GEM Filmkornglättung und ROC Farbrestaurierung.

Die Scangeschwindigkeit ist zwar nur durchschnittlich, die Bildqualität dafür hervorragend, sofern man das Gerät mit der SilverFast Scan-Software betreibt, daher die klare Empfehlung, dieses Gerät gleich im Bundle mit SilverFast zu kaufen.

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