Reflecta Filmscanner ProScan 3600

Oft werde ich nach einem Vergleich zwischen zwei oder mehreren Diascannern gefragt. Ich betone dann immer, dass es sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich ist, solche Geräte direkt miteinander zu vergleichen. Denn zwei Filmscanner sind zum Teil leistungsmäßig und ausstattungsmäßig so verschieden, dass sie zwei völlig unterschiedliche Anwenderkreise ansprechen. Die einzige Ähnlichkeit, die zwei Geräte manchmal miteinander haben, ist der Preis.


Dieses Gerät wurde im November 2004 vom Markt
genommen. Nachfolgemodell: ProScan 4000

Das beste Beispiel, wie schwierig es ist, Geräte miteinander zu vergleichen, ist der Reflecta ProScan 3600, also das Topmodell aus dem Hause Reflecta. In der Modellbezeichnung steckt bereits die optische Auflösung von 3600 dpi drin. Spielt dieses Gerät deshalb in der Profiliga mit, wo die optischen Auflösungen bis zu 4000 dpi gehen? Oder soll man das Gerät besser in den Einsteigerbereich einordnen, da es kein integriertes ICE-Verfahren (Staub- und Kratzerkorrektur) hat?

Am Preis von guten 500 € wird klar, dass der Reflecta ProScan 3600 im mittleren Preissegment einzuordnen ist. Da sich andere Geräte in dieser Preisklasse leistungs- und ausstattungsmäßig jedoch so stark vom Reflecta Filmscanner unterscheiden, werde ich im Folgenden einfach versuchen, zu bewerten und zu beschreiben, was man für 300 € geliefert bekommt.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Mit dem Relfecta ProScan 3600 erwirbt man einen Filmscanner, der in der Tat eine optische Auflösung (keine interpolierte!) von 3600 dpi hat. Damit kann man von einem Kleinbild-Dia ein Bild bis zu einer Größe von 5100 x 3400 Pixel erzeugen, so dass man insgesamt ca. 17 Megapixel an Bildpunkten erhält. Zum Vergleich: Günstige 2700 dpi Scanner erzeugen knappe 10 Megapixel, die 4000 dpi-Topmodelle bringen es auf ca. 21 Megapixel.

Der Reflecta ProScan 3600

Der ProScan 3600 scannt sowohl gerahmte KB-Dias als auch KB-Negativstreifen (bzw. Positivstreifen) sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiß. Das eingelegte Filmmaterial wird mit einer Farbtiefe von 36 Bit abgetastet, d.h. pro Grundfarbe Rot, Grün und Blau stehen mit 12 Bit Farbtiefe also 4096 Farbabstufungen zur Verfügung. Mit dieser Farbtiefe und einem Dichteumfang von 3,2 kann der Diascanner also feinste Farbnuancen auf dem Dia unterscheiden und weitergeben.

Beim Auspacken des Gerätes fällt zunächst auf, dass es sich bei diesem Dia-Scanner im Vergleich zu manch anderem Gerät um einen richtigen Winzling handelt. Mit 10,3 x 17,7 x 23,8 cm (Breite x Höhe x Tiefe) und einem Gewicht von nur 2,2 kg ist der Reflecta in der Tat ein schön kompaktes, leichtes Gerät, das nicht viel Platz auf dem Schreibtisch einnimmt.

Wer wie ich schon 10 andere Diascanner ausgepackt hat, dem fällt sofort auf, dass beim Reflecta ProScan 3600 etwas fehlt, nämlich die Rahmen bzw. Adapter zum Einlegen des Filmmaterials. Aber dieser Scanner benötigt weder einschiebbare Adapter (typisch für Nikon) noch Plastikrahmen zur Aufnahme von Dias oder Negativen. Dank einer geschickten Konstruktion kommt der Reflecta ganz ohne solches Zubehör aus. Für gerahmte Dias gibt es an der Frontseite einen Einschub; für Filmstreifen gibt es an der Seite einen Einlass- und Auslassschlitz. Reflecta spart sich somit das Herstellen und Mitliefern von Adaptern und Plastikrahmen; der Anwender hat nur das blanke Gerät auf seinem Schreibtisch stehen und nicht noch eine Palette an Zubehörteilen.

Der Reflecta ProScan 3600 verfügt über insgesamt 3 Schnittstellen an der Rückseite des Gerätes: 2 mal Firewire und einmal USB. Mitgeliefert sind auch beide Kabel, so dass der Diascanner entweder über eine Firewire- oder USB-Schnittstelle an den Rechner angeschlossen werden kann. Speziell Mac-User werden sich über die Firewire-Schnittstelle freuen.

An Software liefert Reflecta die hauseigene Scan-Software CyberView35 sowie das Photobearbeitungsprogramm Adobe® Photoshop® Elements in der Version 1 aus. Damit erhält man ein Komplettpaket, das alles vom Filmscanner über Kabel bis zur Scan- und Bildbearbeitungssoftware enthält.

Installation reflecta Proscan 3600

Als Handbuch erhält man beim Reflecta ProScan 3600 weniger als 20 Seiten in deutscher Sprache, in denen die Installation der Software und des Gerätes einfach und verständlich erklärt ist. Endlich weist ein Hersteller mal darauf hin, dass man zuerst Photoshop® und dann die Scan-Software installieren muss, damit die Scansoftware als TWAIN-Plugin von Photoshop® aus aufgerufen werden kann.

Die Installation von Photoshop® und der Scan-Software geht innerhalb weniger Minuten und bereitet keine Probleme. Bei der Scansoftware kann man zwar die deutsche Sprache unter vielen anderen auswählen, jedoch heißt das noch lange nicht, dass die ganze Software incl. Hilfe dann in deutscher Sprache abläuft. So steht auf einem Cancel-Button zwar Abbrechen, bei der JPG-Komprimierung muss man sich aber immer noch zwischen Good, Better und Best entscheiden. So zieht sich ein deutsch-englischer Kauderwelsch durch die gesamte Software hindurch; kein Problem für den, der etwas Englisch kann.

Der Filmscanner wird entweder via USB oder Firewire an den Rechner angeschlossen. Nach dem Einschalten des Diascanners wird dieser automatisch erkannt und das Scannen kann beginnen. Apropos Einschalten: Das hat mir die meisten Schwierigkeiten bei der Installation bereitet, denn mit dem ProScan 3600 habe ich nach vielen Jahren mal wieder ein Gerät in den Händen, das sich nicht bequem an der Vorderseite ein- und ausschalten lässt, sondern wo man den Schalter an der Rückseite des Gerätes ertasten muss. Liebe Konstrukteure und Designer von Reflecta, diese Zeiten sind doch längst vorbei, dass man ein Gerät nur auf der Rückseite ein- und ausschalten kann.

Insgesamt lief die Installation problemlos und schnell vonstatten; nach 15 Minuten hatte ich bereits mein erstes Bild gescannt. So macht mir Plug&Play Spaß.

Scannen von gerahmten Dias

Für gerahmte Dias hat der ProScan 3600 an der Frontseite einen Einschub, in den man jeweils ein Dia einschieben kann. Dazu muss man die Abdeckklappe zuerst nach unten schieben. Beim Scannen von Negativen schützt diese Klappe das Scannerinnere vor Staub und Schmutz. Doch auch selbst wenn diese Klappe geöffnet ist, dringt kein Staub in den Filmscanner, da sich durch das Einschieben eines Dias erst eine Öffnung bildet, die ohne ein eingelegtes Dia verschlossen ist. Dies ist eine konstruktiv sehr gute Lösung.

Gerahmte Dias werden an der Vorderseite des Filmscanners eingeschoben.

Um das Dia in den vorderen Schlitz zu stecken bedarf es ein klein wenig Kraft; dafür sitzt das Dia dann fest im Rahmen, so dass es beim Scannen nicht verschoben werden kann. Die Konstruktion mit dem sich verbreiternden Schlitz hat den Vorteil, dass man sowohl extrem dünne Rahmen als auch sehr dicke Rahmen, z.B. Glasrahmen, einführen kann. Für gerahmte Dias gibt es also praktisch keine Grenzen; der Reflecta ProScan 3600 ist in dieser Beziehung ein Allesfresser.

Wenn man den Diascanner einschaltet, dauert es über eine Minute bis man endlich loslegen kann; in dieser Zeit erfolgt eine automatische Kalibrierung der Lichtquelle. Man beginnt seinen Scan in der Regel mit einem Vorscan und dann erfolgt der Feinscan. Nach dem Vorscan legt man seinen Scanbereich fest und kann in der Scansoftware farbliche Einstellungen vornehmen.

Der Vorscan ist sehr grobkörnig, so dass man sehr wenig Details und Farben erkennen kann. Dafür dauert ein Vorscan nicht lange. Der eigentliche Vorscan wird im Scanfenster der Software nur als sehr kleines Bild dargestellt. Mit einer speziellen Zoom-Funktion kann man den Vorscan in einem neuen Fenster öffnen; die geringe Auflösung bleibt dabei selbstverständlich erhalten.

Einen Feinscan in höchster Auflösung (3600 dpi) macht der Reflecta ProScan 3600 in weniger als zwei Minuten. Das hört sich zwar zunächst schnell an; berücksichtigt man jedoch, dass keinerlei Filter (z.B. Staub- und Kratzerentfernung) zwischengeschaltet sind, ist diese Zeit sehr lange.

Mit dem Reflecta ProScan 3600 kann man zwar einen kleinen Stapel Dias in akzeptabler Zeit digitalisieren; Hunderte von Dias möchte ich mit diesem Gerät jedoch ungerne verarbeiten. Zum einen muss man jedes Dia einzeln behandeln und zum zweiten muss man sich auch noch um die Dateinamensgebung kümmern; die Software verfügt nicht über einen Zähler, der eine Serie von Dias einfach durchnummeriert und die Dateinamen automatisch vergibt.

Vorgang Dauer
Kalibrierung 1:20 min
Vorschau 0:20 min
Scan mit 3600 dpi nach Vorschau 1:57 min
Scan mit 3600 dpi ohne Vorschau 1:57 min

Bei den Scanzeiten möchte ich noch bemerken, dass ein Feinscan die gleiche Zeit beansprucht, wenn vorher eine Vorschau gemacht wurde oder nicht. Normalerweise verkürzt sich die Scanzeit erheblich, wenn vorab ein Vorscan gemacht wurde, da normalerweise bereits beim Vorscan fokusiert wird.

Scannen von Filmstreifen

Kommen wir zum Einscannen von ganzen Negativ- oder Positivstreifen. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Reflecta ProScan 3600 von anderen Filmscannern ganz deutlich: Der Negativstreifen wird nicht etwa in einen Rahmen eingelegt, der dann in den Filmscanner gesteckt wird. Auch muss nicht zuerst ein spezieller Adapter für Filmstreifen in den Scanner geschoben werden, in den dann die Negativstreifen eingezogen werden. Der ProScan 3600 hat einen automatischen Filmstreifeneinzug bereits standardmäßig integriert. Dieser befindet sich auf der rechten Seite des Film-Scanners.

Dieser automatische Filmstreifeneinzug hat zwei Öffnungen: In die obere Öffnung wird ein Filmstreifen eingelegt, unten kommt der Streifen nach dem Scan wieder heraus. Das sieht nach einem sehr komfortablen Einscannen von Filmstreifen aus. Aber Schritt für Schritt.

Vor dem ersten Einlegen eines Negativstreifens hat man natürlich großen Respekt vor der Maschine und auch etwas Angst; Wird der Streifen richtig eingezogen oder zerkratzt? Kommen Filmstreifen werden rechts oben in den Filmscanner eingeführt und kommen unten wieder heraus. nach dem Scan unten nur noch kleine Streifen wie bei einem Aktenvernichter heraus oder gar Konfetti? In der Tat ist das erste Einlegen eines Negativstreifens nicht ganz einfach. Man stößt schnell auf einen Anschlag und nichts passiert. Man muss etwas fühlen, um den Streifen weiter in den Scanner hineinzubekommen. Erst dann wird der Filmstreifen vollends automatisch eingezogen. Nach ein paar Versuchen geht dies jedoch ganz gut vonstatten. Etwas problematisch ist das Einlegen eines Filmstreifens, wenn dieser stark gewellt ist; dann hilft eventuell Umdrehen des Streifens.

Ist der Streifen jedoch einmal eingezogen, erfolgt automatisch eine Kalibrierung, eine Messung der minimalen Dichte des ersten Bildes sowie die Erstellung einer Vorschau des ersten Bildes. Die automatische Erstellung einer Vorschau des ersten Bildes könnte sich die Software sparen, denn normalerweise macht man nach dem Einlegen eines Negativstreifens ohnehin als ersten Schritt eine Vorschau der 4 Bilder. Bei der Erstellung einer Vorschau für den ganzen Filmstreifen werden automatisch auch Miniaturbilder zur bequemeren Selektierung erstellt. Nach der Vorschau kann man für jedes einzelne Bild Einstellungen wie das Setzen des Scanbereiches vornehmen. Dieser Schritt muss genauso wie farbliche Einstellungen für jedes Bild separat durchgeführt werden.

Ein Feinscan kann dann für ein einzelnes, für mehrere selektierte oder für den ganzen Filmstreifen durchgeführt werden. Die Einzelbilder können alle direkt in Photoshop® geliefert oder als Datei abgespeichert werden; Gerade wenn man einen ganzen Negativstreifen auf einmal scannen will, zeigt sich die Stärke des Reflecta ProScan 3600. Jetzt arbeitet sich der Film-Scanner nämlich ganz alleine durch die einzelnen Bilder des Streifens durch. Während dieser Zeit kann man dann auch gemütlich einen Kaffee trinken gehen. In diesem Fall spielt es auch keine Rolle, ob der Filmscanner über 10 Minuten braucht oder nicht; eine Arbeitspause muss man ohnehin machen.

Erwähnenswert ist noch die Möglichkeit, den Filmstreifen in kleinen Schritten vor bzw. zurück zu transportieren. Diese Funktion ist sehr nützlich, falls der Filmstreifen falsch eingezogen wurde oder falls er falsch beschnitten oder gar an einem Randbild abgeschnitten wurde. Nach einer kleinen Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung muss man zwar erneut einen Vorscan durchführen, jedoch bekommt man mit dieser Hilfsfunktion sein Bild auf alle Fälle richtig zentriert. Bei normal beschnittenen Filmstreifen zog der ProScan 3600 bei mir jedoch die Streifen goldrichtig ein, so dass keine Positionskorrektur mehr nötig war.

Vorgang Dauer
Einlegen eines Filmstreifens 1:27 min
Vorschau 1 Bild 0:26 min
Vorschau 4 Bilder 2:00 min
Scan 1 Bild mit 3600 dpi 2:46 min
Scan 4 Bilder mit 3600 dpi 13:38 min

Überaupt bin ich sehr zufrieden mit dem automatischen Filmstreifeneinzug. Es kam zwar vor, dass der Streifen beim Ausfahren etwas stockte, aber dem war schnell geholfen. Was aber wirklich ist, wenn sich der Streifen mal im Scanner-Inneren verheddert, mag ich mir gar nicht ausdenken; das dürfte eine größere Operation werden. Kam bei mir aber zum Glück nie vor. Vielleicht ist die Konstruktion des Einzuges auch so ausgefeilt, dass ein Verklemmen des Filmstreifens gar nicht vorkommen kann.

Der integrierte Filmstreifeneinzug hat jedoch einen ganz großen Nachteil: Es können und sollen laut Bedienungsanleitung nur Streifen mit mindestens 3 Bildern eingeführt werden. Für Einzelbilder sind im Lieferumfang zwei Diarahmen enthalten. Reflekta empfiehlt sogar, Negativstreifen mit weniger als 3 Bildern in Einzelbilder zu zerschneiden; das ist natürlich ärgerlich, da man diese ja nicht mehr einfach zusammenfügen kann.

Scannen von Filmrollen

Kommen wir zu einem absoluten Hammer, was den Reflecta ProScan 3600 betrifft. Dieser Diascanner vermag nämlich nicht nur einen ganzen Negativstreifen am Stück einzuscannen, sondern sogar eine ganze Filmrolle. Mit diesem Feature gehört der ProScan 3600 zu den wenigen Geräten, die ganze Kleinbild-Filmrollen verarbeiten können. Der Aufpreis für einen Filmrollen-Adapter ist z.B. bei Nikon teurer als der Reflecta ProScan 3600 in Komplettausstattung.

Das Scannen einer ganzen Filmrolle am Stück hört sich jedoch einfacher an als es ist. Eine Filmrolle ist definitionsgemäß gerollt, so dass sich der Film sowohl rollt als auch wellt. Es ist schon schwer, einen gewellten Negativstreifen in den ProScan 3600 einzuführen; bei einer Filmrolle ist dies fast schon unmöglich. Zwischen 5 und 15 Minuten habe ich im Durchschnitt gebraucht, um eine Filmrolle in den oberen Schlitz zu führen. Das Ertasten der inneren Führung ist bei einer gewellten Filmrolle extrem schwierig. Bei dieser Aktion sollte man feinste Handschuhe tragen, denn ansonsten sind die ersten paar Bilder der Filmrolle mit Fingerabdrücken übesäht.

Auch das eigentliche Scannen der Filmrolle gestaltet sich als sehr schwierig. Hat man es einmal geschafft, eine 1 m lange Filmrolle in den oberen Schlitz einzuführen, so baumelt die restliche Rolle unkontrolliert neben dem Scanner. Viel schlimmer ist jedoch der Teil der Rolle, der schon gescannt ist und unten wieder austritt. Findet das erste Ende wieder in die obere Öffnung des Scanners, ist das Chaos groß. So muss ich das tolle Feature des Reflecta ProScan 3600, eine ganze Filmrolle am Stück zu scannen, etwas weniger loben und relativieren. Der Reflecta bietet zwar die Möglichkeit, eine Filmrolle zu digitalisieren, jedoch ist man schneller, wenn man die Rolle in Streifen schneidet; man muss den Scanner stehts im Auge behalten, nachdem man die größte Bürde, das Einlegen, einmal geschafft hat.

So komme ich zu dem Schluss, dass ich es sehr lobenswert finde, dass dieser Filmscanner mit ganzen Filmrollen umzugehen vermag. Dies ist sicher gut zu wissen, falls man dies ein oder zwei Mal im Jahr machen möchte. Um aber eine größere Menge von Filmrollen einzuscannen, eignet sich der Reflecta ProScan 3600 nicht; dazu ist der Arbeitsaufwand und die Gefahr, die Filmrolle mit Fingerabdrücken zu beschmutzen, zu groß.

Scannen einzelner Negative oder Positive

Die Tatsache, dass der Reflecta ProScan 3600 ganz ohne Rahmen und Adapter auskommt, wirkt sich positiv auf die Größe und das Gewicht des Gerätes aus; Auch ist das Scannen von Negativstreifen oder gerahmten Dias sehr komfortabel, da man sich nicht um separate Zubehörteile kümmern muss, sondern alles im Film-Scanner integriert ist.

Dass diese Konstruktion auch Nachteile hat, merkt man, wenn man einzelne Negative oder Positive bzw. Filmstreifen mit weniger als 3 Bildern einscannen will. Filmstreifen mit weniger als 3 Bildern sollen laut Bedienungsanleitung in Einzelbilder zerschnitten werden. Für einzelne Kleinbild-Negative oder -Positive hat Reflecta dem ProScan 3600 zwei leere Diarahmen beigefügt.

Einzelbilder müssen also zuerst gerahmt werden und können dann wie gerahmte KB-Dias digitalisiert werden; Natürlich ist dies weniger komfortabel als das Einlegen solcher Einzelbilder in einen verschließbaren Rahmen. Aber es handelt sich mehr um eine Notlösung, deren man sich beim Kauf schon bewusst ist. Hat man also nicht zu viele lose Einzelbilder zum Scannen, so weiß man, dass es für solche Bilder eine Lösung gibt, die zwar nicht sehr komfortabel ist, aber auf alle Fälle funktioniert.

Scannen von APS-Filmen

Die kompakte Bauweise des ProScan 3600 mit dem integrierten Filmstreifeneinzug lässt keine Erweiterung in Form von Adaptern zu. APS-Filme können mit dem Reflecta ProScan 3600 nicht eingescannt werden. Bei anderen Filmscanner-Herstellern werden APS-Filme mit meist aufpreispflichtigen APS-Adaptern in den Scanner eingeführt. Diese Möglichkeit gibt es beim ProScan 3600 nicht.

Wer also mit dem Reflecta ProScan 3600 liebäugelt, muss sich bewusst sein, dass er mit diesem Gerät keine APS-Filme digitalisieren kann. Aber normalerweise weiß man ja vor dem Kauf eines Dia-Scanners, was für Filmmaterial und was für einen Kameratyp man hat.

Die mitgelieferte Software

Reflecta liefert den ProScan 3600 mit einem zweiteiligen Softwarepaket aus:

  • Scansoftware CyberView
  • Bildbearbeitungsprogramm Adobe® Photoshop® Elements
  • Optional: Scansoftware SilverFast

Die Scansoftware CyberView bindet sich direkt in Adobe® Photoshop® ein, so dass sie via TWAIN-Plugin aufgerufen werden kann. Die Anwendung der Software als Stand-Alone Anwendung ist leider nicht möglich. Man muss also immer erst Photoshop® starten, ehe man die Scan-Software starten kann. Da gibt es bessere Lösungen!

Mit Adobe® Photoshop® Elements liefert Reflecta die meines Erachtens beste Bildbearbeitungssoftware mit aus, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Natürlich beinhaltet die Elements Version nur einen kleinen Teil der Funktionen der Vollversion von Photoshop®; jedoch verwendet man als Normalmensch nicht einmal einen Bruchteil der vorhandenen Funktionen und Filter von Photoshop® Elements, so dass diese abgespeckte Version der Profisoftware völlig genügt. Damit erhält man auf alle Fälle ein sehr gutes Programm zum anschließenden Weiterverarbeiten der gescannten Bilder.

Jetzt aber zur eigentlichen Scansoftware. CyberView startet in einem einzigen Fenster, in dem sämtliche Funktionen untergebracht sind. Auf den ersten Blick wirkt das Programm-Fenster etwas mit Buttons und Auswahlfeldern zu überladen und man steht etwas hilflos vor der riesigen Auswahl an Schaltflächen. Nach ein paar Scans hat man sich jedoch an das Fensterlayout gewöhnt und man begrüßt es, dass man viele Einstellungen direkt vornehmen kann ohne mehrere Klicks zu machen.

Nach der ersten Vorschau kommt jedoch ein entscheidender Nachteil zu Tage: Das eigentliche Vorschau-Fenster ist winzig klein in der Mitte des Anwendungsprogrammes gezeigt. Das erinnert mehr an ein Index-Bild als an eine Scan-Vorschau. Durch Drücken des Zoom-Buttons öffnet sich ein neues vergrößerbares Fenster mit der Vorschau. Aber ich frage mich, warum hat die Anwendung CyberView eine feste Fenstergröße vorgegeben? Es wäre viel angenehmer, wenn man das Fenster der Scan-Software zum Vollbild machen könnte um so auch auf direktem Wege eine größere Vorschau zu erhalten.

Hat man z.B. für ein Dia seine Einstellungen wie Scanrahmen oder Auflösung gemacht, kann man diese in einem eigenen Scanprofil abspeichern. Beim Einlegen des nächsten Dias wendet man einfach eines der gespeicherten Scan-Profile auf das aktuelle Dia an und erspart sich somit die Durchführung der einzelnen Einstellungen. Mit solchen Scanprofilen kann man sich eine kleine Bibliothek erstellen, z.B. für gerahmte Dias, SW-Dias, Hochformat-Dias, Negativstreifen etc.

Die Software verfügt über die Standard-Merkmale einer guten Scan-Software: Index-Bilder, Dreh- und Spiegelfunktionen, Farbregler, Tonwertkurven, Ein- und Ausgabegröße etc. Was fehlt ist eine integrierte Hilfe-Funktion: Die F1-Taste hat schlicht und einfach keine Funktion; dabei wäre gerade diese Taste aufgrund des fehlenden ausführlichen Handbuches zu Beginn eine große Hilfe.

Insgesamt verfügt die Scansoftware über die üblichen und notwendigen Funktionen zum Durchführen guter Scans. Die fehlende Möglichkeit, die Fenstergröße zu verändern, so wie die fehlende integrierte Hilfe-Funktion werden sicher in einer späteren Version der Software noch ergänzt, denn solche Features gehören zu einer modernen Anwendungssoftware.

Noch ein kleines Lob zum Abschluss: Die Scan-Software CyberView ist bei mir nicht ein einziges Mal abgestürzt. Eine solche Stabilität bei Scan-Programmen ist nicht selbstverständlich!

Ergänzung: Inzwischen gibt es den ProScan 3600 auch mit der professionellen Scan-Software SilverFast, die auch Staub und Kratzer korrigieren kann. Dies wertet den ProScan 3600 unglaublich stark auf, da man mit SilverFast das beste Scan-Programm auf dem Markt erhält.

Bildqualität reflecta Proscan 3600

Kommen wir zum wichtigsten Punkt beim Kauf eines Diascanners, der Bildqualität. Mit einer Auflösung von 3600 dpi und einer Farbtiefe von 12 Bit spielt der Reflecta ProScan 3600 in der ersten Liga der Filmscanner mit, zumindest was das Datenblatt betrifft, aber das soll noch lange nichts heißen. Beim Dichteumfang mit 3,2 rutscht der Dia-Scanner bereits in die zweite Liga ab (wobei hinter der zweiten Liga ja noch viele Staffeln kommen); Entscheidend ist aber, was wirklich nach einem Scandurchgang herauskommt.

Nach meinem ersten Scan eines Dias mit der SilverFast-Software konnte ich kaum glauben, was ich am Bildschirm sah: ein farbenprächtiges, natürlich wirkendes hochauflösendes Bild, wie ich es eigentlich nur von viel teureren Film-Scannern her kenne. Auch die Schärfe ist beeindruckend, wenn man bei einem hochauflösenden 3600 dpi Scan auf Originalgröße zoomt. Meine Begeisterung über die Bildqualität hielt auch bei den folgenden Bildern mit unterschiedlichen Motiven an. Egal ob Dias oder Negative, die Bildqualität ist für einen Filmscanner dieser Preisklasse sensationell. Weniger begeistert war ich jedoch bei Scans mit der reflecta-eigenen Scan-Software.

Wo liegt also das Manko? Der Reflecta ProScan 3600 hat keine automatische Staub- und Kratzerkorrektur, weder das anerkannte ICE-Verfahren noch ein eigenes Verfahren. Kratzer, Staub und Fussel, die sich auf dem Original befinden, werden dadurch 100% mit eingescannt. Während man ein Dia vor dem Scannen zwar entstauben kann, kann man bei Kratzern nichts machen. Kritisch wird das Scannen auch bei extrem dunklen oder bei extrem hellen Bildern. Hier macht sich ein etwas zu geringer effektiver Dichteumfang negativ bemerkbar, so dass man die einzelnen Farbtöne nicht mehr klar unterscheiden kann. Aber das ist normal bei einem Filmscanner in dieser Preisklasse.

Scangeschwindigkeit reflecta Proscan 3600

Die Scan-Geschwindigkeiten in obigen Tabellen wurden mit USB-Anschluss ermittelt. Verwendet man die ebenfalls vorhandene Firewire-Schnittstelle, dürften sich die angegebenen Scan-Geschwindigkeiten noch etwas verkürzen.

Diese Scangeschwindigkeiten liegen zwar im Mittelfeld unter den Filmscannern; bedenkt man jedoch, dass der Reflecta ProScan 3600 keine besonderen Filterverfahren wie ein Staub- und Kratzerentfernungsverfahren hat, sind diese Zeiten eher groß. Schaltet man bei so manch anderem Gerät das ICE-Verfahren ab, erhält man zum Teil weniger als halb so lange Scan-Zeiten in höchster Auflösung.

Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass der ProScan 3600 mit einer optischen Auflösung von echten 3600 dpi auflösungsmäßig in der oberen Liga der Filmscanner mitspielt. Dies wirkt sich erfahrungsgemäß auch auf längere Scanzeiten aus.

Beim Einscannen von Negativstreifen spielen die Scanzeiten eine kleinere Rolle als beim Scannen von gerahmten Dias, denn das Scannen eines Negativstreifens mit 4 oder 6 Bildern macht der ProScan 3600 im Stapelscan ganz autonom; da muss man nicht am Computer verweilen. Beim Digitalisieren von einzelnen Dias muss man jedoch permanent vor Ort sein, da man jedes Dia einzeln einlegen, vorscannen und endscannen muss. Da wäre eine etwas kürzere Scanzeit wünschenswert.

Zusammenfassung, Fazit

Reflecta bietet mit dem ProScan 3600 einen äußerst preisgünstigen Film-Scanner an, der in Sachen Auflösung und Bildqualität seine Konkurrenz in der gleichen Preisklasse deutlich hinter sich lässt. Was die Bildqualität betrifft macht der ProScan 3600 sogar deutlich teureren Modellen Konkurrenz. Leider fehlt dem ProScan 3600 ein hardwaremäßiges Staub- und Kratzerkorrekturverfahren; dies verwehrt ihm den Aufstieg in eine höhere Liga der Filmscanner.

Seine Stärke hat der Reflecta ProScan 3600 im Einscannen von ganzen Negativstreifen, da diese automatisch eingezogen und in einem Rutsch eingescannt werden können. Beim Einscannen einer größeren Menge von KB-Dias benötigt man viel Geduld, da man jedes Dia einzeln scannen muss. Die kompakte Bauweise ohne Rahmen und Adapter wirkt sich sehr positiv auf den Platzbedarf aus. Nachteilig wird diese Konstruktion, wenn man einzelne Negative oder Positive einscannen will.

Demjenigen, der viele Negative und nicht allzu viele Dias einscannen will, kann ich den Reflecta ProScan 3600 nur empfehlen. Voraussetzung ist allerdings, dass einen Staubkörner und Kratzer auf dem Scan nicht stören - wohl wissend, dass teurere Filmscanner diese automatisch korrigieren können.

Beim Kauf eines Reflecta Proscan 3600 empfehle ich unbedingt die Version mit der SilverFast Scan-Software. Erst mit SilverFast erhält man richtig gute Farben und sehr gute Bilder. Der Aufpreis ist gering, die Qualitätssteigerung groß.

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