Reflecta Filmscanner RPS 3600 Professional

Was ist denn das für ein Gerät? Es sieht aus wie ein Kinderspielzeug, wie eine Art futuristisches Fahrzeug mit 4 Rädern und einem kleinen Cockpit an der Front. Das soll ein Filmscanner sein? Und dann steht da noch Professional drauf. Ich war ganz schön verblüfft, als ich dieses peppige Gerät zum ersten Mal in den Händen hatte. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen Diascanner mit viel versprechenden Leistungsdaten auf dem Papier.


Der RPS 3600 wurde im Februar 2009 vom Markt genommen; als Nachfolger gibt es den RPS 7200.

Das Design dieses Film-Scanners ist in der Tat ungewöhnlich. Nur wenige Hersteller auf dem gesamten EDV-Markt wagen es, mit bunten Farben und stilvollen Modellen etwas Leben und Abwechslung auf den tristen, eintönigen Computer-Arbeitstisch zu bringen. In der Tat lockert so ein Gerät die eigentlich unerwünschte Büro-Atmosphäre zu Hause auf dem Schreibtisch etwas auf; Wenn sich allerdings ein wirklicher Professional dieses Gerät auf seinen Arbeitsplatz stellt, wirkt das Gerät eher wie ein fehl platziertes Spielzeug.

Design-Frage hin oder her; mit dem RPS 3600 Professional erwirbt man einen hochwertigen Filmscanner, der laut Spezifikation sehr gute Scans fabrizieren sollte. Auf das Innere kommt es also an.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners

Der Reflecta RPS 3600 Professional trägt seine maximale Scan-Auflösung von 3600 dpi bereits in der Modellbezeichnung. Mit dieser großen Auflösung liegt der RPS 3600 nur knapp unter den Top-Filmscannern, die ihre Vorlagen mit 4000 dpi digitalisieren, dafür jedoch mit großem Abstand über den Standard-Filmscannern, die mit knapp 3000 dpi scannen. In der Modellbezeichnung steckt auch indirekt die Farbtiefe von 36 Bit; dies bedeutet, dass pro Farbkanal (rot, grün, blau) 4096 Farbtöne unterschieden werden.

Auch der Dichteumfang steckt mit 3,6 indirekt in der Modellbezeichnung (ist das alles Zufall?). Mit diesen drei Eckwerten (3600 dpi, 36 Bit Farbtiefe, Dichteumfang 3,6) kann man qualitativ hochwertige Scans erwarten und darf die Anforderungen deshalb sehr hoch ansetzen.

Der Reflecta RPS 3600 Professional Filmscanner

Mit einem Preis von knapp über 400 € liegt der RPS 3600 in einer Preisklasse, wo zum Beispiel der Minolta Dimage Dual Scan III liegt. Für diesen Preis erhält man bei Reflecta einen Filmscanner mit einer bemerkenswerten Ausstattung: Der RPS 3600 kann sowohl über USB-Kabel als auch über SCSI-Kabel an den Rechner angeschlossen werden. Der Privatanwender wird die Einfachheit eines USB-Anschlusses bevorzugen, der professionelle Anwender wird auf die hohe Datenübertragungsrate einer SCSI-Schnittstelle setzen. Sehr gut ist vor allem die Software-Ausstattung: Mit SilverFast (Version 6) und Photoshop® Elements wird dem Filmscanner praktisch die Crème de la crème der Scan- und Bildbearbeitungssoftware beigefügt.

Beim Auspacken des ca. 1,5 kg schweren Gerätes mit den Maßen 200 x 105 x 290 (Breite, Höhe, Tiefe) wundert man sich zunächst über kein Zubehör außer Kabeln und Software. Dies liegt daran, dass der RPS 3600 ganz ohne Rahmen und Filmhalter auskommt. Dias werden direkt an der Vorderseite in den Scanner eingesteckt, Filmstreifen werden seitlich in den Negativscanner eingeführt. Dies hat natürlich den Vorteil, dass man auf seinem Schreibtisch nur das blanke Gerät stehen hat und jederzeit mit Scannen loslegen kann.

Der RPS 3600 Professional unterscheidet sich von anderen Filmscannern nicht nur durch sein witziges Outfit, sondern auch durch ein kleines Sichtfenster und eine Frontbedienung. Über das Sichtfenster kann man direkt das eingelegte Dia oder Negativ betrachten; auch während eines Scanvorganges kann man das schrittweise Abtasten des Bildes mitverfolgen. Mit der Frontbedienung kann man bei einem Negativstreifen bequem ein Bild vorwärts oder zurück spulen und man kann eine Feinjustierung in winzigen Schritten durchführen.

Installation

Der RPS 3600 Professional kommt in einem sehr kleinen Karton daher; der Diascanner an sich ist nicht kleiner als andere Geräte, jedoch ist die Zubehör Box ziemlich klein. Wie schon gesagt kommt der RPS 3600 ganz ohne Filmhalter aus, so dass man außer Kabeln und Software-CDs eigentlich nichts braucht; Aber was ist mit einem Handbuch? Ein kleines Faltblatt erklärt ganz kurz auf englisch die Installation der Software und des Gerätes. Das war's!

So primitiv die Faltblatt-Lösung zunächst erscheinen mag, auf diesen paar Seiten steht Schritt für Schritt drin, was man tun muss, ehe man den ersten Scan starten kann. So wird vorbildlicherweise auch darauf hingewiesen, dass man zuerst Photoshop® installiert, ehe man SilverFast auf den Rechner spielt. Viele Newcomer wissen nämlich nicht, dass sich die Scansoftware als Twain-Plugin direkt in Photoshop® installiert.

Ergänzend täte Reflecta gut daran darauf hinzuweisen, dass SilverFast nicht nur Scan-Software sondern auch Scanner-Treiber zugleich ist. Mit der Installation von SilverFast ist der Dia- und Negativscanner nämlich fertig installiert, d.h. wenn man den Scanner via USB oder SCSI an den Rechner anschließt braucht man nicht noch zusätzlich einen Treiber zu laden. Somit beschränkt sich die Installation also auf das Installieren zweier Software-Pakete und das Anschließen des Filmscanners. Das schafft auch ein ungeübter PC-Anwender in weniger als 10 Minuten.

Ach ja, es gibt eigentlich doch ein Handbuch, nämlich eine neunseitige Kurzanleitung zur Scansoftware SilverFast, die einen Schritt für Schritt zum ersten guten Scan führt. Auf der SilverFast CD ist eine ausführliche Anleitung zur Scannersoftware enthalten. Es gibt auch Dia-Scanner, bei denen das SilverFast Handbuch in Print-Form mit ausgeliefert wird, aber die elektronische Form ist für den Hersteller natürlich preisgünstiger.

Noch ein Kritikpunkt zur Bedienung: Der KB-Diascanner RPS 3600 Professional glänzt durch eine Frontbedienung mit 4 Tasten und einer Status-Lampe. Einschalten muss man das Geraet jedoch auf umständliche Art über einen kleinen Schalter an der Rückseite. Da sehe ich einen kleinen Widerspruch im Design und in der Konstruktion.

Scannen von gerahmten Dias

Mit dem Reflecta RPS 3600 Professional kann man auf sehr einfache Weise gerahmte Dias digitalisieren. Man muss sich weder um die Rahmenart noch um irgendwelche Filmhalter kümmern, denn ein gerahmtes Dia schiebt man einfach an der Vorderseite des Diascanners in einen abgerundeten Schlitz ein und legt los mit Scannen. Der Schlitz ist verschlossen, wenn kein Dia eingelegt ist; er öffnet sich entsprechend der Dicke des Diarahmens. Somit können in den RPS 3600 allerlei Dias von extrem dünnen Plastikrahmen über Papprahmen bis zu extrem dicken Glasrahmen eingeführt werden.

Einlegen von gerahmten Dias an der Stirnseite des Scanners

Zur Durchführung der Digitalisierung hat man mit SilverFast die wohl beste Scan-Software auf dem Markt zur Verfügung. Diese brauche ich nicht ausführlich zu beschreiben und es gibt auch nicht viel zu kritisieren außer vielleicht, dass man die Software immer aus Photoshop® heraus starten muss, auch wenn man die Scans im Stapelbetrieb in Dateien ablegen möchte.

Beim RPS 3600 kann man immer nur ein Dia in den Dia-Scanner einlegen; somit entfällt die Notwendigkeit eines Index-Scans. Man führt also einen Vorscan und nach gemachten Einstellungen den Feinscan durch. Bei beiden Vorgängen ist es immer wieder interessant, die Arbeitsweise des Scanners durch das Sichtfenster hindurch zu beobachten.

SilverFast bietet eine enorme Menge an Einstellmöglichkeiten nach der Durchführung des Vorscans an. Die Einstellungen der Lichter, Tiefen und Mitten kann über fest vorgegebene Motive wie Landschaft oder Hautfarben, über eine Auto-Einstellung oder manuell über verschiedene Regler (Tonwerte, Gradationskurven, Matrizen) erfolgen. SilverFast bietet demnach einfache Werkzeuge für den Normal-User und komplizierte Werkzeuge für den Scan-Profi.

Mit dem Job-Pilot oder fertig abgespeicherten Jobs kann der Scan-Durchgang automatisiert werden, allerdings halt immer nur für ein einziges eingelegtes Bild. Man merkt schnell, dass der RPS 3600 Professional nicht gebaut wurde, um große Massen von KB-Dias zu digitalisieren. Vielmehr ist er ein Fotoscanner, in den man mal schnell ein Dia einschiebt und den Scanvorgang durchführt.

Vorgang Dauer
Vorschau 0:52 min
Scan mit 3600 dpi 1:58 min

Die angegebene Scan-Zeit gilt für einen Standard-Scan in höchster Auflösung bei USB-Anschluss. Die Scanzeit erhöht sich beträchtlich, wenn man in SilverFast zusätzliche Filter hinzuschaltet. Alleine das Hinzuschalten der SilverFast eigenen Staub- und Kratzererkennung führt beinahe zu einer Verdopplung der Scandauer. Hinzu kommt ein beträchtlicher Aufwand für die Durchführung dieser Einstellung mit weiteren Zwischenscans.

Scannen von Filmstreifen

Während das Scannen von gerahmten Dias mit dem Reflecta RPS 3600 Professional eher eine mühselige Angelegenheit ist, da man jedes Dia einzeln einlegen und scannen muss, zeigt der RPS 3600 bei Filmstreifen seine wahre Stärke. Wie bei gerahmten Dias ist auch bei Negativstreifen kein extra Halter notwendig. Filmstreifen werden an der linken vorderen Seite an einem kleinen Schlitz in den Scanner eingeführt und automatisch eingezogen.

Filmstreifen werden links vorne in den Scanner eingeführt.

Sobald ein Negativ- oder Positivstreifen eingezogen ist, kann man durch das obere Sichtfenster die genaue Positionierung im Film-Scanner sehen. Mit den Vorwärts- und Rückwärtstasten kann man eine Feinjustierung des Streifens vornehmen, so dass er garantiert richtig sitzt. Auf der rechten Seite des Negativ-Scanners befindet sich ein weiterer Schlitz, aus dem der Streifen wieder austritt.

Somit wird ein Filmstreifen also horizontal in den Filmscanner eingeführt und tritt horizontal auch wieder aus. Das hat den Vorteil, dass der Filmstreifen nicht umgelenkt sondern nur waagrecht transportiert werden muss. Von diesem Vorteil profitiert man besonders, wenn ein Negativstreifen leicht gewellt ist; das Einführen in den linken Schlitz funktioniert dennoch gut.

Natürlich hat diese Konstruktion den Vorteil, dass man einen Negativstreifen sehr komfortabel in den Scanner einführen kann und sich nicht mit Filmstreifenhaltern oder Schablonen rumschlagen muss; Nachteilig ist die Rollenführung bei extrem hochwertigem Filmmaterial, das man am liebsten nur mit Spezialhandschuhen und Pinsette berührt. Man überlässt seine Filmstreifen also dem Film-Scanner in der Hoffnung, dass nichts passiert. In der Tat konnte ich keine Beeinträchtigungen der eingelegten Filme feststellen.

Das eigentliche Scannen eines Negatives oder Positives funktioniert nach gewohntem Prinzip: Zunächst führt man einen Index-Scan durch, auf den man jedoch gut verzichten kann, da man das aktuelle Bild auch stets direkt durch die Glasluke im Scanner sehen kann; Es folgt ein Vorscan und anschließend nach gemachten Einstellungen der Hauptscan.

Gerade bei Filmstreifen bietet es sich natürlich an, nicht nur ein einziges Bild sondern den ganzen Streifen auf einmal einzuscannen. Für solche Aufgaben ist der Job-Manager von SiverFast prädestiniert. Am Besten man nimmt sämtliche Einstellungen für einen Muster-Negativstreifen vor, speichert diese in einem Job ab und startet weitere Scans nur durch Ausführen dieses Jobs. Somit scannt man einen kompletten Negativfilm, indem man mehrere Male einen Negativstreifen einlegt und den entsprechenden Job ausführt.

Die einzelnen Bilder werden von SiverFast automatisch durchnummeriert; allerdings habe ich keine Möglichkeit gefunden, eine kontinuierliche Nummerierung für einen ganzen Film zu erhalten, d.h. man erhält nicht Dateien wie Bild_1, Bild_2, Bild_3, Bild_4, Bild_5, Bild_6, Bild_7, Bild_8, sondern eher Streifen1_1, Streifen1_2, Streifen1_3, Streifen1_4, Streifen2_1, Streifen2_2, Streifen2_3, Streifen2_4.

Vorgang Dauer
Automatische Belichtung 0:55 min
Vorschau 1 Bild 0:59 min
Scan 1 Bild mit 3600 dpi 3:10 min
Scan 4 Bilder mit 3600 dpi 13:50 min

Wird bei einer Vorschau oder einem Feinscan zuvor eine automatische Belichtung durchgeführt, so erhöht sich die entsprechende Scanzeit um ca. eine Minute. Die Zeit für ein einziges Bild ist ziemlich hoch, berücksichtigt man, dass keinerlei Filter eingeschaltet sind. In der Regel scannt man jedoch einen kompletten Filmstreifen am Stück; dann spielt die Zeit eine geringere Rolle.

Scannen von Filmrollen

Es gibt wenige Filmscanner, die ganze KB-Filmrollen digitalisieren können. Der Reflecta Professional RPS 3600 kann eine ganze Filmrolle einziehen und sogar im Stapel scannen, und dies ganz ohne Extra-Zubehör. In den linken Schlitz, wo man Filmstreifen einführt, kann man auch den Beginn einer Filmrolle einführen; aus der rechten Öffnung des Diascanners tritt die Filmrolle genauso wie bei Negativstreifen wieder aus.

Filmrollen haben die unbequeme Eigenschaft, dass sie definitionsgemäß gerollt und damit auch gewellt sind. Beim Reflecta ProScan 3600 führt dies zu immensen Problemen beim Einführen des Filmes, da dieser in eine Öffnung gesteckt werden muss, hinter der Umlenkrollen kommen. Beim Reflecta RPS 3600 gibt es hingegen keine derartigen Umlenkrollen, die einen horizontal eingeführten Scannen einer KB-Filmrolle mit dem RPS Film in die Vertikale bringen. Hier macht sich das Design und die Bauweise des Filmscanners positiv bemerkbar: Filmrollen werden genauso wie Negativstreifen horizontal eingelegt, über den Sensor geführt und wieder ausgelassen.

Ich will nun nicht sagen, dass das Einführen des Anfangs einer Kleinbildfilmrolle in den Filmscanner ein Kinderspiel ist, aber es geht bedeutend leichter als beim Reflekta ProScan 3600. Mit etwas Fingerspitzengefühl bringt man auch einen stark welligen Filmstreifen zwischen die Führungsrollen im Scanner-Inneren. Ist dies geschehen, steht einem Stapel-Scan des gesamten Filmes nichts mehr entgegen.

Ist eine Filmrolle einmal in den Scanner eingeführt, kann natürlich SilverFast als Scansoftware mit seinen Möglichkeiten zum Stapel-Scan glänzen. Man kann sowohl einen Index-Scan als auch Vorscans von einer ganzen Filmrolle auf einmal erzeugen. Auch die Feinscans lassen sich für eine ganze Filmrolle am Stück durchführen. Die Scan-Zeiten sind natürlich beträchtlich, wenn ein Film 36 Bilder hat. Die Filmrolle muss richtig beschnitten sein, d.h. darf keine Leerbilder am vorderen und hinteren Ende haben; die genaue Positionierung des Filmes kann spielend leicht mit den Vorwärts-Rückwärts-Tasten am Scanner erfolgen.

Ein Problem hat man beim RPS 3600 jedoch genau wie beim ProScan 3600 von Reflecta: Die Filmrolle ist weder am linken Einlass noch am rechten Auslass irgendwie geführt, d.h. der einzuziehende und ausgeworfene Teil der Filmrolle baumelt irgendwie frei am Scanner. Dank der horizontalen Bauweise des Gerätes kann es zwar nicht passieren, dass das ausgeworfene Ende von selbst wieder in den Einlassschlitz findet, jedoch kann links und rechts des Filmscanners ein grenzenloses Chaos entstehen: Wenn man Glück hat rollt sich der ausgeworfene Teile schön auf; wenn man Pech hat verzwirnt sich das rechte Ende oder sucht sich seinen eigenen Weg. Das Durcheinander links und rechts des Diascanners ist noch größer beim Index-Scan, wenn der ganze Film schnell vor- und rückwärts gespult wird.

So komme ich auch beim Reflecta RPS 3600 Professional zum Schluss, dass die Möglichkeit, ganze Filmrollen am Stück zu scannen, zwar sehr lobenswert und ein tolles Extra-Feature ist, aber nicht für das Digitalisieren einer größeren Menge von Filmrollen geeignet ist, da man den Scanner nicht alleine lassen kann sondern immer ein Auge auf das Geschehen am Einlass und Auslass werfen muss.

Scannen einzelner Negative oder Positive

Das Einlegen eines einzelnen gerahmten Dias oder eines Negativstreifens in den RPS 3600 ist kein Problem. Bei einzelnen Negativen oder Positiven muss man jedoch Umwege gehen, um sie einzuscannen. Einzelne Negative darf man nicht in den Filmstreifeneinzug einführen; die bleiben unterwegs irgendwo hängen und dann ist das Chaos groß.

Es führt kein Weg daran vorbei, einzelne Negative oder Positive richtig zuzuschneiden und sie wie ein Diapositiv zu rahmen. Diese Problematik ist gleich beim Reflecta Pro Scan 3600. Allerdings gehören dort zum Lieferumfang zwei leere Diarähmchen. Wer also viele Einzelbilder hat, hat mit dem RPS 3600 Professional viel Arbeit, denn das praezise Rahmen dauert mindestens genau so lange wie der eigentliche Scan.

Scannen von APS-Filmen

Auch wenn der Reflecta RPS 3600 Professional ganze Filmrollen auf einmal digitalisieren kann, stößt man bei APS-Patronen an die Grenzen des Gerätes. Für andere Filmscanner gibt es zum Teil gegen Aufpreis einen speziellen APS-Filmhalter, in den man eine komplette APS-Filmpatrone einlegt. Da der RPS 3600 ganz ohne Rahmen und Filmhalter auskommt, sind solche Erweiterungsmöglichkeiten nicht möglich.

Selbst wenn man den APS-Film aus der Patrone herausnimmt passt das Filmformat nicht zur Kleinbild-Filmstreifen-Führung. Es gibt also keine Möglichkeit mit dem RPS 3600 Professional APS-Filme zu digitalisieren; dessen sollte man sich vor einem Kauf bewusst sein.

Die mitgelieferte Software

Reflecta liefert den RPS 3600 Professional mit einem zweiteiligen Software-Paket aus:

  • Bildbearbeitungssoftware Adobe® Photoshop® Elements
  • Scansoftware Silverfast von LaserSoft Imaging

Sowohl die Scansoftware Silverfast als auch die Fotobearbeitungssoftware Photoshop® Elements sind Top-Produkte namhafter Hersteller; beide Produkte gelten in ihrer Gattung weitläufig als die Besten ihrer Art.

Die Scan-Software SilverFast ist weit verbreitet und wird bei unzähligen Scannern (nicht nur Filmscanner) standardmäßig ausgeliefert; bei zahlreichen Scannern ist SilverFast optional erhältlich. SilverFast wird also nicht nur für ein einziges Gerät bzw. einen einzigen Hersteller entwickelt sondern für eine riesige Scanner-Gemeinde. Somit profitiert man als Anwender natürlich von Fortschritten jeglicher Art. SilverFast hat einen festen Grundstock an Funktionen, die bei allen Scannern gleich sind sowie individuelle Anpassungen an das jeweilige Einzelstück.

SilverFast ist bei Reflecta Scan-Software und Scanner-Treiber zugleich, daher muss nach der Installation dieser Software kein weiterer Scanner-Treiber installiert werden. SilverFast ist nicht zu Unrecht das meist verbreiteste Scan-Programm: die Benutzerführung ist intuitiv und komfortabel, die Oberfläche übersichtlich und funktionell, die Funktionsvielfalt gigantisch. Sehr gut ist die Unterteilung in Standard-Funktionen und Experten-Dialoge, damit ein Anfänger nicht durch eine Unzahl von Schaltern und Reglern hoffnungslos verloren ist.

SilverFast hat seine Stärke in der Automatisierung von Scan-Vorgängen. Sowohl ein einzelner Scan kann mit dem Job-Pilot in ein festes Schema gepresst werden als auch Stapel-Scans können mit dem Job-Manager konfiguriert, gespeichert und ausgeführt werden. Bis man all diese Features beherrscht, muss man einige Zeit aufwenden. Lobenswert ist in SilverFast, dass man auch als Neuling sehr schnell zum ersten guten Scan kommt und dass es für den Experten fast eine grenzenlose Anzahl von Funktionen zu erforschen gibt.

Einen Nachteil hat SilverFast jedoch: Die Software wird immer aus Photoshop® heraus gestartet; ein Bild kann zwar sowohl an Photoshop® übertragen werden als auch als Datei abgespeichert werden, jedoch ist Photoshop® als Programm immer blockiert während eines Scanvorganges, da normale Funktionen in Photoshop® nicht mehr aufrufbar sind, während das SilverFast Fenster geöffnet ist. Somit ist es also nicht möglich, während eines Stapel-Jobs die bereits gescannten Bilder in Photoshop® zu bearbeiten.

Mit Adobe® Photoshop® Elements liefert Reflecta die meines Erachtens beste Bildbearbeitungssoftware mit aus, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Natürlich beinhaltet die Elements Version nur einen kleinen Teil der Funktionen der Vollversion von Photoshop®; jedoch verwendet man als Normalmensch nicht einmal einen Bruchteil der vorhandenen Funktionen und Filter von Photoshop® Elements, so dass diese abgespeckte Version der Profisoftware völlig genügt. Damit erhält man auf alle Fälle ein sehr gutes Programm zum anschließenden Weiterverarbeiten der gescannten Bilder.

Bildqualität

Ein Filmscanner, der seine Vorlagen mit 3.600 dpi bei einer Farbtiefe von 36 Bit und einem Dichteumfang von 3,6 digitalisiert, sollte Bilder höchster Qualität liefern. Diese drei Werte werden zwar von teureren Geräten getoppt, jedoch lässt der RPS 3600 Professional eine große Anzahl vergleichbarer Geräte auf dem Datenblatt hinter sich.

Mit 3600 dpi Scan-Auflösung erhält man in der Tat sehr detailreiche Bilder, die man in höchster Qualität auf Din A4 und in akzeptabler Qualität auf Din A3 ausdrucken kann. Die hohe Auflösung macht sich besonders bemerkbar, wenn aus einem gescannten Bild ein Teilbereich ausgeschnitten wird.

Viel wichtiger als die Auflösung ist jedoch die farbliche Darstellung des Bildes. Bereits von meinem ersten Scan mit dem RPS 3600 Professional war ich äußerst positiv überrascht: Die Farben waren prächtig und natürlich. Die Auto-Tonwertkorrektur in Adobe® Photoshop® blieb praktisch ohne Wirkung, d.h. sie hatte nichts zu verändern. Sehr gute Bilder erhielt ich sowohl bei gerahmten Dias als auch bei Negativstreifen. Stets war ich von der überzeugenden Farbdarstellung begeistert; ich denke, da spielt SilverFast als Scansoftware eine große Rolle.

So sehr ich von den Farben, Kontrasten und der Schärfe begeistert war, so wenig war ich glücklich bei Bildern, die Staub und Kratzer enthielten, denn der RPS 3600 Professional hat kein automatisches Staub- und Kratzerkorrekturverfahren a la ICE. Ein Kratzer auf dem Film wird also genau so eingescannt, wie er auf dem Film zu sehen ist. Das ist etwas ärgerlich, da der RPS 3600 doch in einer Preisklasse liegt, wo andere Geräte das ICE-Verfahren integriert haben.

Staub, Kratzer oder Fingerabdrücke können jedoch softwaremäßig entfernt werden, und zwar nicht nur mit Adobe® Photoshop® sondern auch mit der Scansoftware SilverFast. Während in Photoshop® das Entfernen von Staub in einer großen Unschärfe resultiert, erzielt man mit SilverFast deutlich bessere Ergebnisse. Ich war sehr verblüfft, welche Wunderwerke SilverFast zu erzielen vermag; Allerdings habe ich dieses tolle Feature von SilverFast nur an wenigen Bildern ausprobiert, da der Arbeitsaufwand immens ist. Für das eine oder andere Bild mag sich der Aufwand lohnen, nicht jedoch für eine ganze Serie von Dias oder Negativen.

Als positiv hat sich die Möglichkeit, Mehrfachscans durchzuführen, erwiesen. Man scannt ein einziges Bild z.B. 2 oder 4 mal, um das Rauschen zu verringern. In SilverFast sind Mehrfachscans bis zu 16 Durchgängen möglich. Das schlägt sich natürlich negativ auf die Scanzeit nieder, aber positiv auf die Qualität.

Scangeschwindigkeit

Der Reflecta RPS 3600 Professional kann sowohl per USB als auch per SCSI an den Rechner angeschlossen werden. Wer viele Bilder in höchster Auflösung scannt, sollte den SCSI-Anschluss wählen, da dann die hohen Zeiten für die Datenübertragung wegfallen. Allerdings fallen dann bei den meisten Anwendern Extra-Kosten für einen SCSI-Controller an, der in den Rechner eingebaut werden muss.

Betrachtet man die Scanzeiten in obigen Tabellen, so erscheinen die Zeiten eher groß im Vergleich zu anderen Filmscannern, denn es sind Zeiten für Standard-Scans, also ohne zwischengeschaltete Filter. Bei einem Filmstreifen spielen die Scanzeiten eine geringere Rolle als bei Dias, da man in der Regel einen ganzen Streifen am Stück scannt; ob dann der Negativscanner 10 oder 15 Minuten alleine arbeitet ist egal, da man sich während der Zeit ohnehin eine andere Taetigkeit suchen muss.

Die Scanzeit beim Scannen von Dias ist jedoch hoch und entscheidend, da man jedes Dia einzeln einlegen und scannen muss. Es lohnt sich also gerade nicht, den Rechner während eines Scans zu verlassen, aber viel nebenher kann man auch nicht machen.

Die Zeiten erhöhen sich beträchtlich, wenn man in SilverFast weitere Einstellungen durchführt. Wendet man zum Beispiel das Kratzerkorrekturverfahren von SilverFast an oder führt Mehrfachscans zur Verringerung des Rauschens durch, so vervielfachen sich die Scanzeiten.

Zusammenfassung, Fazit

Der Reflecta RPS 3600 Professional fällt durch ein ungewöhnliches Design auf und bringt Leben auf einen Heimarbeitsplatz. Das Gerät besticht durch die Möglichkeit, einfach Dias und Filmstreifen zu scannen, sogar ganze Filmrollen zu digitalisieren, durch eine hervorragende Software-Ausstattung und eine hohe Bildqualität. Negativ fällt das Gerät durch das Fehlen eines ICE-Korrektur-Verfahrens auf, was man bei anderen Geräten in dieser Preisklasse zum Teil schon mit bekommt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist dank der Ausstattung mit professioneller Scan- und Bildbearbeitungssoftware gut.

Der Reflecta RPS 3600 Professional ist damit hauptsächlich ein Gerät für Leute, die viele Negativstreifen ohne automatische Korrektur von Staub, Kratzern und Fingerabdrücken digitalisieren möchten, oder für Anwender, die hin und wieder mal schnell ein Negativ oder ein Dia scannen möchten ohne viele Gerätschaften und Filmhalter auf dem Schreibtisch stehen zu haben. Weniger geeignet ist das Gerät zum Digitalisieren einer riesigen Menge von KB-Dias, da jedes Dia einzeln eingelegt werden muss.

Eine Kaufempfehlung gibt es von mir nicht, stattdessen eine Alternativempfehlung, und zwar den Reflecta ProScan 4000 mit SilverFast, der für einen kleinen Aufpreis die ICE Staub- und Kratzerkorrektur bereits integriert hat und somit wesentlich bessere Scans fabriziert als der RPS 3600.

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