Microtek ScanMaker i700

Im August 2004 brachte Microtek mit dem ScanMaker i700 einen Flachbettscanner mit integrierter Durchlichteinheit auf dem Markt, der Leistungsdaten wie ein richtiger Filmscanner hat. Mit einer optischen Auflösung von 4800 dpi, einer Farbtiefe von 48 Bit, einer maximalen Dichte von 3,8 und dem integrierten ICE Staub- und Kratzer-Korrekturverfahren kann der Microtek ScanMaker i700 mit Diascannern in der gleichen Preisklasse mithalten. In einer Beziehung schlägt der i700 fast jedes Gerät, das sei vorweggesagt: Das Design ist äußerst gelungen, das Gerät wirkt edel und modern!


Das Gerät wurde im Frühjahr 2006 durch den Nachfolger Microtek ScanMaker I800 ersetzt.

Das Gerät gibt es in unterschiedlichen Varianten, die sich durch die Scan-Software unterscheiden. Bei der günstigeren Variante ist SilverFast SE dabei; die teurere Version hat SilverFast Ai im Lieferumfang enthalten. Der Unterschied ist die IT-8 Farbkalibrierung, d.h. bei SilverFast Ai ist ein IT-8 Kalibrierungsdia enthalten, mit dessen Hilfe die Farbwiedergabe des Scanners vermessen und optimal eingestellt wird. Das lässt sehr gute Scans erwarten. Mein folgender Testbericht wird zeigen, was am Ende wirklich in welcher Qualität herauskommt.

Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Scanners

Der Microtek ScanMaker i700 ist ein richtiger Alleskönner; er scannt praktisch alles vom Papierbogen über ein gerahmtes Kleinbild-Dia bis zur Großformatvorlage. Beim Auspacken des Gerätes merkt man sofort, dass der Scanner länger ist als normale Flachbettscanner; die Abmessungen des Gerätes sind 545 x 297 x 90 mm, das Gewicht ca. 5,4 kg. Der Vorteil dieser Überlänge ist der erweiterte Scan-Bereich für Aufsichtsvorlagen; Während bei den meisten Flachbett-Scannern der Scan-Bereich auf DIN A4 begrenzt ist, sind beim ScanMaker i700 Aufsicht-Scans bis zu einer maximalen Größe von 356 x 219 mm möglich.

Der Microtek ScanMaker i700. Auf der Abdeckhaube ist der integrierte Diabetrachter zu sehen.

Der Scanner hat eine Durchlichteinheit bereits integriert; um diese einzusetzen muss man lediglich die Abdeckung, die im Scannerdeckel integriert ist, herausnehmen. Dann sind Scans von bis zu 8 gerahmten Kleinbild-Dias, 2 Kleinbild-Filmstreifen bis zu einer Länge von je 6 Bildern, Mittelformat-Filmen bis zu einer Größe von 9 x 17 oder Großformaten bis zu 4" x 5" möglich. Insgesamt hat die Durchlichteinheit eine Fläche von 220 x 102 mm; das ist im Vergleich zu anderen Flachbettscannern mit integrierter Durchlichteinheit klein. Ein Großformatbild der Größe 5x7 ist mit dem I700 nicht scanbar.

Die Auflösung des Scanners beträgt laut Hersteller-Angaben 4800 x 9600 dpi; das Gerät hat also eine optische Auflösung von 4800 dpi. Das ist sehr hoch und ausreichend um gute Scans vom Film zu machen. Wie viel von den 4800 dpi effektiv übrig bleiben wird ein Auflösungstest weiter unten zeigen. Microtek gibt die maximale Dichte Dmax des Gerätes mit 3,8 an. Das ist im Vergleich zu sehr guten Filmscannern ein geringer Wert und deutet darauf hin, dass das Gerät eventuell Schwächen in den dunklen Schattenberiechen haben könnte. Der Gesamt-Dichteumfang des Scanners liegt im Bestfall leicht über 3, was man als gerade noch ausreichend bezeichnen kann.

Das Hauptleistungsmerkmal des Microtek Scanmaker i700 ist aber das integrierte ICE Staub- und Kratzerkorrekturverfahren. Damit lassen sich wirkungsvoll Staub, Kratzer und Fingerabdrücke detektieren und korrigieren. Das ICE Verfahren ist bewährt und ausgereift und gilt im Bereich der Filmscanner als Standard-Leistungs-Merkmal. Der ScanMaker i700 bietet das ICE-Verfahren sowohl für Durchsichtsvorlagen als auch für Aufsichtsvorlagen an. Es sei vorweggesagt, dass ICE bei Aufsichtsvorlagen nicht so effektiv einsetzbar ist wie bei Filmmaterial, wo es fast unabdinglich ist.

Mit dem Kauf eines Microtek ScanMaker 700i erhält man ein Komplettpaket, in dem alles enthalten ist, um seine Papiervorlagen und Filme zu scannen. Dazu gehört der Scanner mit USB- und Firewire-Anschlusskabeln, ScanSoftware, Bildbearbeitungssoftware Adobe® Photoshop® Elements, und natürlich Scan-Rahmen für gerahmte KB-Dias, KB-Filmstreifen, Mittelformat-Filme bis 6 x 17 sowie Großformat-Bilder bis 4" x 5". Man erhält also zu einem attraktiven Preis ein Komplettpaket mit einer sehr guten Ausstattung.

Installation und Inbetriebnahme

Im Lieferumfang des ScanMaker i700 ist ein 24-seitiges deutsches Handbuch enthalten, das einem Schritt für Schritt erklärt, wie man den Scanner installiert. Wie bei Flachbettscannern üblich, muss zuerst eine Sicherung für die Scanner-Zeile entriegelt werden. Dies erfolgt zwar umständlich auf der Unterseite des Scanners aber trotzdem so bequem, dass man keinen Schraubenzieher oder andere Hilfsmittel benötigt, um den Sicherungsriegel zu lösen.

Der Scanner wird entweder über eine schnelle USB 2.0 oder eine Firewire-Schnittstelle an den Rechner angeschlossen. Beide Kabel sind im Standard-Lieferumfang enthalten - vorbildlich! Bevor man den Scanner einschaltet muss jedoch die Scan-Software installiert werden. Danach wird der Rechner neu gestartet und der Scanner sollte automatisch erkannt werden. War bei mir jedoch nicht der Fall; stattdessen erhielt ich eine äußerst seltsame Meldung "Es konnten keine Scanner gefunden werden. Finden Sie den Scanner mit SCSI testen." Was zum Teufel hat ein über USB-Schnittstelle angeschlossener Flachbettscanner mit SCSI zu tun?

Es öffnet sich automatisch ein kleines Fenster, und es konnte in der Tat mein Scanner gefunden werden. Diesen Vorgang musste ich in der Folgezeit immer wieder durchführen. Eine seltsame Vorgehensweise, die eigentlich nur für Verwirrung sorgt. Warum startet die Scanner-Software dieses seltsame Tool nicht automatisch um den Scanner zu finden? Wie dem auch sei, mit etwas Mühe habe ich schließlich den Scanner unter der Microtek Scan-Software ScanWizard zum Laufen gebracht.

Eine unangenehme Sache sei an dieser Stelle noch bemerkt: Dieser Scanner macht ein sehr lautes surrendes Geräusch, auch wenn gerade nicht gescannt wird. Das kenne ich von anderen Scannern her nicht und ist mir sehr unangenehm. Beim Scannen übertönen die eigentlichen Scangeräusche dieses Grundgeräusch freilich, aber im Stillstand ist es so nervend, dass man eigentlich den Scanner immer ausschalten muss, wenn man ihn für kurze Zeit nicht gebraucht. Dagegen ist mein Rechner ein richtiger Flüsterer.

Scannen von Aufsichtsvorlagen

Obwohl es mir beim Microtek ScanMaker 700i mehr um das Scannen von Filmmaterial geht, habe ich natürlich mit dem Scannen von Papiervorlagen angefangen, um mich an die Funktionsweise des Gerätes erst einmal zu gewoehnen. Ein erster Start des ScanWizards öffnete das sogenannte Standard-Steuerfeld und brachte gleich einmal eine äußerst negative Überraschung: Das schöne, bunte, übersichtliche Steuerfenster bewirkte, dass sich der Mauszeiger nur noch ruckartig über den Bildschirm bewegen ließ, und zwar auch bei anderen geöffneten Anwendungen. Ein vernünftiges Arbeiten am PC war damit nicht mehr möglich; das Setzen eines passenden Scanbereiches im Steuerfenster war nahezu unmöglich.

Dieser Effekt war reproduzierbar, ein vernünftiger Scan ließ sich nicht machen. Dieses Steuerfenster, das kein normales Window vom Betriebssystem ist, hat also meinen Rechner nahezu unbedienbar gemacht. Sofort habe ich eine entsprechende Anfrage an den Microtek-Support gerichtet; auf eine Antwort wartete ich mehr als drei Wochen, aber dafür ist ja der Microtek-Support, der sich eigentlich gar nicht so nennen dürfte, bekannt. Ich wollte an dieser Stelle meinen Test eigentlich schon abbrechen, bis ich herausfand, dass dieser nervtötende Mauseffekt im professionellen Scanner-Steuerfeld nicht mehr vorhanden war. Erst dann konnte das eigentliche Testen richtig losgehen.

Schnell waren die ersten Scans gemacht - auf bequeme Weise, wie man es von den meisten Flachbettscannern her gewohnt ist. Beim Scannen von mehreren Fotos hintereinander hat sich der große Scanbereich von 356 x 219 mm positiv bemerkbar gemacht, da man die Glasplatte gleich mit mehreren Fotos befüllen und diese hintereinander scannen konnte.

Beim Scannen von Aufsichtsvorlagen ist mir sofort als sehr störend aufgefallen, dass die Abdeckhaube nur zwei Zustände kennt: entweder geschlossen oder ganz geöffnet. Das ist doch normal, mag jetzt so mancher Flachbettscanner-Besitzer sagen. Von meinem Canon CanoScan 9900 bin ich jedoch den Luxus gewohnt, dass die Abdeckhaube auch im halb geöffneten Zustand ihre Position beibehält. Das ist sehr angenehm, denn nicht immer möchte man die Haube ganz öffnen, um ein kleines Foto vorne links einzulegen.

Noch eine Sache hat mich beim Scannen von Aufsichtsvorlagen gestört: Um ein Foto oder ein DIN A4-Blatt zu scannen, darf man dies nicht an zwei Kanten anlegen, so wie man es eigentlich erwartet, um die Vorlage sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung parallel zur Auflagefläche zu positionieren. Vielmehr muss man zur Längskante einen kleinen Abstand halten - eine entsprechende Markierung weist den Benutzer darauf hin. Das ist sehr umständlich und erfordert viel Fingerspitzengefühl, um unerwünschte Bilddrehungen zu vermeiden. Da bieten andere Flachbettscanner bessere Lösungen an.

Vorgang Dauer
Vorschau DIN A4 Blatt 0:45 min
Scan DIN A4 Blatt mit 300 dpi 0:55 min
Scan DIN A4 Blatt mit 300 dpi und ICE 11:30 min
Scan DIN A4 Blatt mit 1200 dpi 8:40 min

Das Scannen von Aufsichtsvorlagen mit der Standard-Auflösung von 300 dpi erfolgt in akzeptablem Tempo. Schaltet man die ICE Staub- und Kratzerkorrektur hinzu, explodiert die Scanzeit wahrlich. Die Scandauer wird so lange, dass man ICE nur in Ausnahmefällen einschaltet; Aber diese Funktion halte ich bei Papiervorlagen ohnehin nicht für so wichtig wie bei Filmmaterial; Natürlich wird die Scanzeit umso größer je höher man die Auflösung wählt. Seltsamerweise ließ die Microtek Scansoftware keine höheren Auflösungen als 1200 dpi zu; ab einer höheren Auflösung erhielt ich immer die Fehlermeldung, dass mein Rechner nicht genügend Speicher hätte. Bis dato hielt ich meine 2 Gigabyte Hauptspeicher eigentlich für völlig ausreichend für jegliche Art von Grafikanwendung.

Bei hochauflösenden Scans mit ICE Staub- und Kratzerkorrektur kann ich keine eindeutigen Scanzeiten angeben, da während des Scannens immer wieder mehrminütige Aufwärmphasen der Lampe notwendig waren. Die Berechnungen während des Scans sind so lange dauernd, dass sich die Lampe immer wieder abkühlt. Ich habe mich um diesen Effekt nicht weiter gekümmert, weil mir das Scannen von Filmmateiral wichtiger war als die Digitalisierung von Papiervorlagen.

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle noch die sieben Schnellstarttasten an der Vorderseite des Scanners. Diese lassen sich mit einem kleinen Tool namens "Microtek Scanner Configuration" individuell belegen bzw. einstellen. So erstellt man zum Beispiel auf Tastendruck eine Kopie auf dem Drucker oder man verschickt per Tastendruck einen Scan per e-mail. Das ist sehr bequem und macht den Flachbettscanner zu einem gelungenen Büro-Werkzeug. Auch das Starten einer beliebigen Anwendung, zum Beispiel der Scanner-Software, mittels der siebten Taste ist frei definierbar. Diese Funktionstasten sind ein echter Pluspunkt und stellen für den Anwender im Alltag einen echten Mehrwert dar.

Scannen von Durchsichtsvorlagen

Der Microtek ScanMaker i700 hat in der Abdeckhaube eine Durchlichteinheit integriert. Um diese zu verwenden, muss man die Lampe von der schwarzen Abdeckplatte befreien, so dass diese durch die obere Glasscheibe, das Filmmaterial und die Auflageglasfläche hindurch leuchten kann. Zum Scannen von Positiven und Negativen sind vier Filmhalter im Standard-Lieferumfang enthalten, so dass man gerahmte KB-Dias, KB-Filmstreifen, Mittelformate und Großformate digitalisieren kann. Legt man das Filmmaterial direkt auf die Glasplatte, also ohne zusätzlichen Filmhalter, so steht die gesamte Durchlichteinheit von 4" x 9" zur Verfügung, das sind ungefähr 10 x 22 cm.

Der Diahalter für bis zu 8 gerahmte KB-Dias; die Dias werden durch Federn fest eingespannt.

Beginnen wir mit dem Scannen von gerahmten Kleinbild-Dias. Da macht sich gleich einmal positiv bemerkbar, dass sich oben auf der Scanner-Abdeckhaube ein kleines Leuchtpult befindet, auf dem man zwei gerahmte Dias oder ein Mittelformat-Dia bis zu einer Größe von 6x9 bequem betrachten kann; Ein nettes, kleines Extra, das man immer mal gut gebrauchen kann. In den Diahalter für gerahmte Kleinbilddias kann man insgesamt 8 Dias einlegen. Die Dias werden durch Federn fest gespannt, so dass sie sicher fixiert in der Halterung liegen. Wie lange die Federn halten, vermag ich nicht zu sagen; absehbar ist aber, dass die eine oder andere Feder nach hundertfachem oder tausendfachem Gebrauch brechen wird.

Das Einlegen der gerahmten Dias erfolgt bequem, da sich an der Seite der einzelnen Halterungen kleine Nuten befinden, in die man bequem reingreifen kann. Sehr gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass man die linken vier Dias genau spiegelverkehrt einlegen bzw. herausnehmen muss. Erstklassig gelöst ist das Einlegen des Filmhalters in den Scanner, und das gilt für alle vier Standard-Filmhalter: Die Filmhalter haben links oben und rechts unten einen kleinen Griff, an dem man die Platte bequem anpacken kann. Der Filmhalter wird dann bis zum Anschlag an die obere Schiene geschoben und sitzt dann fest und richtig. Auch das Herausnehmen des Filmhalteres ist dank der kleinen Griffe eine problemlose Angelegenheit. Ich betone dies, da es ärgerlich ist, wenn man beim Einlegen oder Herausnehmen eines Filmhalters aus Versehen die Glasplatte berührt oder gar ins Filmmaterial tappt.

Der KB-Filmstreifenhalter für 2x6 Bilder. Die Filmstreifen werden von rechts in die Führungen eingeschoben.

Das Scannen von gerahmten Kleinbild-Dias ist also eine sehr komfortable Angelegenheit mit dem ScanMaker i700. Allerdings ist mir schon beim ersten Scan aufgefallen, dass eine Scanzeit von ungefähr 4 Minuten ohne die Verwendung von Korrekturfiltern sehr hoch ist. Warum ein Scan mit ICE 10 Minuten länger dauert ist mir ein Raetsel; die Scanzeit wird noch viel länger, wenn man weitere Korrekturen hinzuschaltet. Bei mehreren Kleinbild-Dias hat das ICE-Verfahren einen Abbruch mit einer Fehlermeldung erzeugt; das war für mich sehr ungewohnt, da ich das ICE-Verfahren eigentlich als äußerst zuverlässiges, fehlerfreies Verfahren zu schätzen gelernt habe.

Zum Scannen von Kleinbild-Filmstreifen. Der Filmhalter für Kleinbild-Filmstreifen fasst zwei Streifen a 6 Bildern. Ob zwei 6 Bilder lange Streifen oder kürzere Einzelstücke eingesetzt werden spielt keine Rolle. Das Einlegen eines Streifens erfolgt auf äußerst komfortable Weise: Der Filmstreifen wird einfach über einen Einschub in eine obere und untere Führungsschiene geschoben; dadurch sitzt der Negativstreifen fest im Filmhalter, auch wenn dieser gerollt oder gewellt ist. Das ist ein großer Vorteil gegenüber Filmstreifenhaltern anderer Hersteller.

Der Mittelformathalter nimmt Mittelformate bis zu einer Länge von 6x17 auf.

Einen Nachteil hat die Konstruktion jedoch: Um den Filmstreifen ganz in die Schienen zu schieben benötigt man unbedingt entweder eine Pinzette oder Baumwollhandschuhe; ansonsten muss man unweigerlich Fingerabdrücke auf den Filmstreifen setzen. Wer aber mit Baumwollhandschuhen arbeitet bekommt einen äußerst komfortablen Filmstreifenhalter beim Microtek I700, mit dem sich auch ohne Probleme Einzelbilder verarbeiten lassen. Noch ein Vorteil sei erwähnt: Der Halter kommt ganz ohne Zwischenstege aus, so dass man keine Bildverluste hinnehmen muss. Beim Scannen hat dies freilich den Nachteil, dass man keine genaue Orientierung hat, wo genau die Filmstreifen eingelegt werden müssen; es ist also immer eine Vorschau und ein genaues Setzen des Scanbereiches notwendig. Dies ist bei einer Serienscanproduktion natürlich ein nachteiliger Zeitfaktor.

Ich nehme an dieser Stelle dem Kapitel Bildqualität vorweg, dass ich mit dem Microtek ScanMaker i700 eine so niedrige effektive Auflösung gemessen habe, dass ich das Gerät zum Scannen von Kleinbild-Filmmaterial für nicht geeignet habe, es sei denn jemand nimmt bewusst in Kauf, dass er aus seinem Filmmaterial nicht die 100%ige Bildinformation herausholt. Ich mag mich daher nicht weiter mit dem Scannen von Kleinbild-Filmen befassen sondern mache gleich einen Sprung zum Mittelformat. Und da trumpft der i700 gleich mit einer interessanten Zahl auf: Mit Hilfe des Mittelformat-Filmhalters können Panorama-Bilder bis zu einer Größe von 6 x 17 Inch gescannt werden. In dieser Beziehung schlägt der Microtek i700 praktisch jeden Filmscanner.

Der Filmhalter für Großformate 4x5 und Mittelformate bis 6x9. Die Vorlagen werden einfach in die jeweiligen Führungen eingeschoben.

In der Tat sind zwei Filmhalter zum Einlegen von Mittelformaten im Standard-Lieferumfang enthalten. Beginnen wir mit dem 6 x 17 Halter, in den man selbstverständlich auch 2 Vorlagen der Größe 6 x 7 oder andere Kombinationen einlegen kann. Die Mittelformat-Vorlagen legt man auf eine obere und untere Schiene ehe man den Filmhalter zuklappt. Dadurch sind die Vorlagen oben und unten fixiert, jedoch horizontal immer noch verschiebbar. Das Einlegen von Mittelformat-Positiven oder -Negativen ist also eine bequeme Angelegenheit, jedoch kommt man schnell zur Verzweiflung, wenn die Vorlagen stark gewölbt sind und sich partout nicht plan fixieren lassen. Da hilft nur das direkte Auflegen des Filmes auf die Scanner-Glasplatte oder ein Fixieren der Vorlage mit Tesastreifen auf der Glasplatte.

Ansonsten ist der Filmhalter für Vorlagen bis 6 x 17 sehr praktisch und gut handzuhaben. Beim zweiten Filmhalter für Mittelformate sieht die Konstruktion ein bisschen anders aus: Der Filmhalter hat keine Klappen oder Schnappverschlüsse; man schiebt eine Mittelformatvorlage bis zu einer Größe von 6 x 9 einfach in eine obere und untere Schiene bis es einigermaßen richtig positioniert ist. Will man dabei vermeiden, mit seinen Fingern den Film zu berühren, sollte man unbedingt eine Pinzette verwenden oder Baumwollhandschuhe tragen. Störend an dieser Konstruktion ist, dass ein gleich großes Mittelformat jedes Mal anders eingelegt ist; es fehlt so etwas wie ein Anschlag. Daher lässt es sich kaum vermeiden, vor jedem Mittelformat-Scan eine neue Vorschau zu machen und den Scanbereich neu festzulegen. Damit ist der Microtek ScanMaker i700 sicher kein Gerät für Serienscans sondern eher für Gelegenheitscans.

Vorgang Dauer
Scan KB-Dia mit 4800 dpi 4:05 min
Scan KB-Dia mit 4800 dpi und ICE 14:15 min
Scan KB-Negativ mit 4800 dpi 12:15 min
Scan KB-Negativ mit 4800 dpi und ICE 37:40 min
Scan Dia 6 x 7 mit 4800 dpi 18:30 min
Scan Dia 6 x 7 mit 4800 dpi und ICE 31:15 min

Die Scanzeiten bei Mittelformaten sind erheblich. Ein Scan mit ICE Staub- und Kratzerkorrektur und weiteren korrektiven Einstellungen dauert eine halbe Stunde bis eine Stunde. Da wird schnell klar, dass der Microtek Scanmaker i700 kein Gerät ist um ein ganzes Archiv zu scannen sondern eher ein Gerät für ein paar Gelegenheitscans ist. Aufgrund der störenden Geräusche sollte man den Scanner bei der Arbeit dann am Besten alleine lassen.

Bildqualität

Ich möchte bei der Beurteilung der Bildqualität mit der Auflösungsfrage beginnen. Es ist bekannt, dass Flachbettscanner in der Praxis weit weniger an Auflösung erzielen als es die Technischen Daten versprechen. Um die spezifizierte Auflösung von 4800 x 9600 dpi zu messen habe ich ein USAF Testchart mit dem Microtek Scanmaker i700 bei höchster Auflösung gescannt. Das nebenstehende Bild zeigt den inneren Ausschnitt aus dem Scan.

Ein Auflösungstest ergibt beim Microtek Scanmaker i700 eine effektive Auflösung von 1400 dpi.

Im linken inneren Bereich sind die Elemente der Gruppe 4 angezeigt; man erkennt, dass sich die 3 schwarzen horizontalen und vertikalen Balken beim Element 4.5 noch eindeutig vom weißen Hintergrund differenzieren lassen. Beim Element 4.6 verschwimmen diese Elemente bereits mit dem Hintergrund; eine eindeutige Trennung ist nicht mehr möglich. Wenn wir in der Tabelle auf der Seite Auflösung von Filmscannern nachschlagen so finden wir für das Element 4.5 eine zugehörige Auflösung von 1290 dpi und für das Element 4.6 1448 dpi. Da sich das Element 4.6 nicht mehr eindeutig erkennen lässt, gebe ich dem Microtek ScanMaker i700 eine effektive Auflösung von 1400 dpi, also gleich wie bei seinem größeren Bruder Microtek ScanMaker I900.

Von einer nominellen Auflösung von 4800 dpi bleiben also in der Praxis nur 1400 dpi übrig; das entspricht gerade mal 30% der spezifizierten Auflösung; ein ziemlich schwacher und enttäuschender Wert. Man stelle sich mal vor, man kaufe sich ein Auto mit 120 PS und der TÜV misst auf einem Prüfstand, dass im Alltag nur 40 PS nutzbar sind...

Was bedeutet diese niedrige effektive Auflösung in der Praxis? Bei einem Kleinbild-Dia oder -Negativ erhält man mit einer Auflösung von 1400 dpi ein Bild, das nicht einmal 3 Megapixel hat, also deutlich unter dem aktuellen Digitalkamera-Nivau liegt. Um diese 1400 dpi überhaupt zu erhalten, muss man einen extrem lange dauernden Scan mit 4800 dpi machen. Damit erhält man eine Bilddatei mit ca. 90 Megabyte, die zu 90% aus redundantem Inhalt besteht. Um eine so große Bilddatei zu bearbeiten benötigt man einen gut ausgestatteten Rechner mit viel Hauptspeicher.

Die geringe effektive Auflösung macht den Microtek i700 im Kleinbild-Bereich ziemlich ungeeignet, da man zu wenig Information aus dem Film herausholt. Anders sieht dies bei Mittelformaten aus. Mit 1400 dpi Auflösung erhält man aus einem 6 x 7 Bild satte 10 Megapixel; das reicht für einen großformatigen DIN A4-Ausdruck. Allerdings muss man bedenken, dass hochwertige Filmscanner aus einem Mittelformat bis zu 80 Megapixel herausholen, so dass Abzüge und Vergrößerungen von ganz anderem Format möglich sind. Andererseits holen einfache Filmscanner bereits aus Kleinbild-Material schon mindestens 10 Megapixel heraus, so dass der eigentliche Vorteil des Mittelformates völlig verloren geht.

Kommen wir zur Beurteilung der farblichen Qualität bei unterschiedlichen Scans. Aufgrund der maximalen Dichte von 3,8 hätte ich eigentlich erwartet, dass der Microtek ScanMaker i700 in den Schattenbereichen Schwächen zeigt. Aber in dieser Beziehung war ich positiv überrascht; es war genügend Zeichnung in dunklen Bildpartien vorhanden, die freilich manchmal erst durch eine abschließende Tonwertkorrektur zum Vorschein kam. Anders sieht es in den ganz hellen Bildbereichen aus; da differenziert meiner Meinung nach der Scanner zu wenig zwischen den einzelnen Lichtern. Es scheint mir, als würde sich ein Dichteumfang unter 3 liegen, aber nicht weil die Maximaldichte den spezifizierten Wert von 3,8 deutlich unterschreitet sondern weil die Minimaldichte ziemlich hoch liegt.

Ansonsten bin ich mit der farblichen Wiedergabe bei Bildern, die nicht unter extremen Belichtungssituationen gemacht wurden, sehr zufrieden. Bei einigen Bildern erhielt ich vertikale Streifen, die aber nur in der 100%-Darstellung zu sehen waren. Einen Grund dafür kann ich nicht nennen. Überhaupt nicht zufrieden bin ich mit dem ICE-Verfahren, das ich seit langer Zeit als äußerst zuverlässig und fehlerlos bezeichne. Beim Microtek ScanMaker i700 hatte ich viele Fehlermeldungen bei der ICE-Verarbeitung und damit Scanabbrüche. Auch hat mich sehr enttäuscht, dass das ICE mit einer starken Unschärfe verbunden war. Normalerweise führt ICE nur in den korrigierten Bildbereichen zu einer Unschärfe; beim i700 konnte ich jedoch eine bildübergreifende Unschärfe feststellen. Das ist absolut untypisch für ICE.

Über die Bildqualität mit SilverFast Ai kann ich leider keine Aussage machen. Diejenige SilverFast-Version, die in meinem Gerät enthalten war, hatte die ICE-Funktion nicht integriert, so dass ich nicht das volle Potential aus dem Scanner nutzen konnte. Ferner fehlte meiner SilverFast Ai-Version das IT-8 Kalibrierungsdia, so dass ich keine Farbkalibrierung durchführen konnte. Eine entsprechende Anfrage an den Microtek-Support startete ich natürlich, wartete aber über drei Wochen auf eine Antwort - nichts ungewöhnliches bei Microtek.

Scan-Geschwindigkeit

Die Scan-Zeiten in den obigen Tabellen habe ich mit einem 3 Gigahertz Rechner mit 800 MHz Front-Side-Bus und entsprechend schnellem 2 Gigabyte Hauptspeicher ermittelt. Während die Scandauer für ein kleines Papierfoto oder ein gerahmtes Dia noch akzeptabel ist, wenn man keine Korrekturfilter zuschaltet, werden die Zeiten bei anderen Vorlagen exorbitant hoch.

Erschreckend ist die Dauer für den Scan eines Kleinbild-Negatives mit eingeschaltetem ICE. Wer 12 derartige Bilder im Stapelbetrieb scannen lässt, kann derweilen einen ausgiebigen Stadtbummel machen. Bei einer etwas niedrigeren Auflösung sinkt die Scan-Zeit natürlich etwas; wegen der sehr niedrigen effektiven Auflösung ist man jedoch gezwungen, stets in der höchsten Auflösung von 4800 dpi zu scannen, so dass man um diese erheblichen Scan-Zeiten nicht herum kommt.

Besonders ärgerlich ist mir aufgefallen, dass die ICE-Korrektur nicht zuverlässig korrigiert. Wer einen Stapeljob abschickt und den Scanner für einige Stunden alleine arbeiten lassen möchte, stößt im ungünstigsten Fall auf das Problem, dass ICE bereits beim ersten Bild versagt hat, so dass nach einigen Stunden kein Bild gescannt ist sondern lediglich eine Fehlermeldung am Bildschirm auf deren Bestätigung wartet.

Bei Mittelformaten und Großformaten kann man die Scanzeit bereits in Halbstunden und Stunden ausdrücken. Da wird schnell klar, dass man mit dem Microtek ScanMaker_i700 keine großen Serien scannt sondern hin und wieder ein paar Einzelbilder.

Zusammenfassung, Fazit

Der Microtek ScanMaker i700 ist kein Gerät um ein komplettes Filmarchiv in digitale Form zu bringen. Aufgrund der viel zu niedrigen effektiven Auflösung von 1400 dpi holt man nur einen Bruchteil der Bildinformation, die in einem Positiv oder Negativ steckt, heraus. Ferner sind die Scanzeiten zu hoch, um größere Mengen von Filmen in akzeptabler Zeit zu verarbeiten.

Der ScanMaker i700 ist vielmehr ein Gerät für Anwender, die ohnehin einen Flachbettscanner brauchen und hin und wieder ein paar Filmscans für einfache Anwendungen, zum Beispiel Internet-Darstellungen oder kleinformatige Abzüge, benötigen. Für solche Anwendungsfälle, wo es nicht auf die Auflösung und Scanzeit ankommt, erhält man Scans mit einer akzeptablen Bildqualität.

Filmscanner-Kauf

Besuchen Sie doch mal unseren Filmscanner-Shop, der einzige Shop im Internet, der sich auf Film-Scanner und Zubehör spezialisiert hat. Wir besorgen Ihnen jeden Filmscanner zu einem äußerst attraktiven Preis und versorgen Sie auch nach dem Kauf mit Zubehörteilen wie Filmhalter oder optionalen Adaptern.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis Filmscanner-Testberichte

High-End Scan-Service