Epson Perfection V700 Photo: Testbericht
Einer der wenigen Flachbettscanner, die wir auf unserer Website vorstellen möchten ist der Perfection V700 Photo von Epson. In der Regel eignen sich Flachbettscanner nämlich nur bedingt zum Scannen von Filmmaterial, da deren Bildqualität meist bei weitem nicht an die eines "echten" Filmscanners heranreicht. Die Ergebnisse von günstigen Flachbettscannern, die aus Marketing-Gründen mit einer billigen Durchlichteinheit ausgerüstet werden, sind meist miserabel.
Vergleicht man die Scans eines hochwertigen Filmscanners mit denen eines Flachbettscanners mit Durchlichteinheit, so kann man deutliche Qualitätsunterschiede feststellen, die ungefähr dem Unterschied zwischen den Ergebnissen einer kleinen digitalen Kompaktkamera und einer ausgewachsenen digitalen Spiegelreflexkamera mit gleicher Auflösung entsprechen.
Epson bietet mit dem Perfection V700 Photo einen Flachbettscanner an, dessen technische Daten zumindest auf dem Papier an die eines Filmscanners herankommen. Auch der Preis liegt in der Kategorie eines günstigen Filmscanners. Es spricht also nichts gegen eine Gegenüberstellung.
Allerdings kann nicht erwartet werden, dass ein Flachbettscanner, der haupsächlich auf das Scannen von Aufsichtvorlagen ausgelegt ist, genauso gute Ergebnisse beim Scannen von Filmmaterial liefert wie ein reiner Filmscanner z.B. von Nikon oder Canon. Der Test soll also nur zeigen, ob der Epson V700 als All-In-One Lösung auch brauchbare Daten bei der Digitalisierung von Filmmaterial bereitstellt, und man sich somit evtl. die Anschaffungskosten für einen reinen Filmscsanner sparen kann.
Im Folgenden werde ich also meine Erfahrungen mit dem Epson Perfection V700 Photo hauptsächlich beim Scannen von Negativen und Positiven wiedergeben. Das Gerät haben wir im Sommer 2007 ausgiebig getestet und den Testbericht auf dieser Seite verfasst.
Der Epson Perfection V700 Photo wurde im November 2014 durch den Nachfolger Epson Perfection V800 Photo abgelöst.
Ausstattung, Zubehör und Leistungsdaten des Filmscanners
Der Epson Perfection V700Photo bietet eine Scanfläche in A4-Größe. Die maximale theoretische Auflösung liegt bei 6400ppi für Filmmaterial, das mit den entsprechenden Filmhaltern gescannt wird, bzw. bei 4800ppi beim Scannen von Aufsichtvorlagen bzw. Filmmaterial, das lose auf die Scanfläche gelegt wird. Diese hohen Auflösungen machen nur Sinn bei Negativen oder Dias - bei Papiervorlagen o.ä. nützt sie einem nichts. Der Scanner arbeitet mit dem sogenannten Dual Lens System, d.h. es gibt zwei Objektive - die Super Resolution Lens zum Scannen von Filmmaterial in den Filmhaltern und die High Resolution Lens für Aufsichtvorlagen und Filmmaterial mit der Filmbereichsführung.
In den Deckel des Epson Perfection V700 Photo ist die Lampe integriert, die ggf. das Filmmaterial durchleuchtet, und beim Scannen von Aufsichtvorlagen mit einer vorinstallierten weißen Blende abgedeckt werden muss. Dies geschieht einfach durch Ziehen an einem kleinen Griff, und genauso einfach kann die Blende auch wieder aufgesetzt werden.
Im Lieferumfang des V700 Photo enthalten sind diverse Filmhalter passend für die verschiedenen Filmformate. Diese werden einfach auf die Glasplatte gelegt und mithilfe von zwei Passstiften an der rechten Seite des Scanners arretiert, so dass nichts verrutschen kann. Es gibt einen Filmhalter für bis zu vier Kleinbild Filmstreifen à 6 Bilder (also max. 24 Bilder), einen für bis zu 12 gerahmte KB-Dias, einen für bis zu zwei Mittelformat Filmstreifen (à 3 Bilder 4.5x6 und 6x6 bzw. 2 Bilder 6x7 bis 6x9), und einen für bis zu zwei 4x5inch Planfilme. Das macht den Epson Perfection V700 Photo fast zum Allrounder. Einen Halter für 9x12cm Planfilme (etwas kleiner als 4x5inch) gibt es allerdings nicht. Dieses Filmformat ist bzw. war aber auch hauptsächlich nur in Europa verbreitet. Desweiteren gibt es noch eine ca. 20x25cm große sog. Filmbereichsführung, mit der man Filme im Format bis zu 8x10inch scannen kann. Diese Filmbereichsführung ist kein Filmhalter im eigentlichen Sinne, sondern nur ein Rahmen, der den Scanbereich für Filmmaterial festlegt, das dann direkt auf die Glasfläche gelegt wird. Der V700 ist also in Sachen Filmhalter für fast alle Eventualitäten gerüstet.
An den Computer anschließen kann man das Gerät entweder über USB2.0 oder Firewire IEE1394. Beide Kabel sind im Lieferumfang enthalten. Außerdem mit dabei ist das Netzteil sowie eine CD mit einem Softwarepaket und dem Handbuch. Leider gibt es keine Bedienungsanleitung auf Papier, und die digitale Version lässt sich auch nicht ohne weiteres ausdrucken, da es sich dabei um ein HTML Dokument handelt, durch das man sich wie auf einer Website durchklicken muss. Da hat Epson meiner Meinung nach etwas zu sehr gespart, denn bei einem Gerät dieser Preisklasse sollte ein Handbuch beiliegen, zumal nicht jeder Neuling so mit Scannern versiert ist, dass er auch ohne Handbuch loslegen kann bzw. erst mal online nach Installationsanleitung und Hilfe sucht.
Installation und Inbetriebnahme
Der Epson Perfection V 700 Photo kommt mit verriegelter Transportsicherung. Um diese zu entriegeln muss man zwei Schieber betätigen - einen an der Rückseite des Gerätes für die optische Einheit und einen auf der Innenseite des Deckels für die Durchlichteinheit. Es wird allerdings nirgends auf diese Transportsicherung verwiesen, so dass es leicht passieren kann, dass man sie nicht entriegelt und somit Gefahr läuft, den Scanner zu beschädigen. Außerdem ist der Deckel mit Klebestreifen arretiert.
Bevor man den Scanner an den Rechner anschließt und einschaltet, muss man die mitgelieferte Software installieren, da der Scanner sonst nicht richtig vom System erkannt wird. Allerdings wird auch darauf nirgendwo hingewiesen.
Die Installation der Software funktioniert bequem mit einem einzigen Installationsprozess, bei dem man auswählen kann, welche Komponenten installiert werden sollen. Nach erfolgter Installation muss der Computer neu gestartet werden, bevor der Scanner in Betrieb genommen werden kann.
Für Leute mit Erfahrung am PC ist die Installation kein Problem; Wer diese Erfahrung allerdings nicht hat, kann mangels Installationsanleitung jedoch unter Umständen Schwierigkeiten haben. Nicht mal auf der CD ist eine Installationsanleitung enthalten.
Scannen von Aufsichtvorlagen
Der hauptsächliche Verwendungszweck des Epson Perfection V700 Photo ist das Scannen von Aufsichtvorlagen, d.h. Photoabzüge, Dokumente und andere flache reflektierende Vorlagen. Wir wollen uns hier aber wie gesagt hauptsächlich mit dem Scannen von Negativen und Dias beschäftigen, so dass ich nur kurz auf das Digitalisieren von Aufsichtvorlagen eingehen möchte und hier grundlegende Eigenschaften des Scanners beschreibe.
Die große, schwere Abdeckung des Scanners, die ja die Durchlichteinheit beinhaltet, sieht aus wie ein zweiter aufgesetzter Scanner. Die Abdeckung bleibt erst ab einer Öffnung von ca. 60° in Position - bei kleineren Öffnungswinkeln fällt sie einfach wieder zu. Das haben andere Hersteller bei Geräten dieser Preisklasse besser gelöst. Man braucht also viel Platz nach oben, um mit diesem Scanner Papiervorlagen zu scannen. Steht der Scanner etwas weiter hinten auf dem Schreibtisch muss man gar aufstehen, um die Klappe sicher und sorgfältig zu öffnen, das ist unbequem.
Die Abdeckung ist über zwei Gelenke mit dem Gerät verbunden, die sich nach oben verschieben lassen, bzw. kann man den Deckel auch komplett abnehmen. Somit ist es möglich, auch dickere Vorlagen, wie etwa Bücher auf der Glasfläche zu platzieren und der Deckel bleibt trotzdem in waagrechter Position. Nimmt man den Deckel ganz ab, so kann man praktisch alles auf die Glasplatte legen.
Es gibt drei Möglichkeiten den Scanvorgang zu starten: über die TWAIN-Schnittstelle aus einem entsprechenden Programm heraus, über das direkte Starten der Scansoftware oder über Drücken der Starttaste an der Vorderseite des Scanners, wodurch ebenfalls die Scansoftware gestartet wird. Andere Geräte bieten hier mehr Komfort durch mehrere programmierbare Tasten, wodurch man z.B. per Tastendruck ein PDF vom eingelegten Dokument erzeugen kann oder per Knopfdruck direkt eine Kopie auf den Drucker schicken kann. Ob man diese Tasten braucht bzw. will, ist jedoch Geschmackssache. Es sind aber oft solche Kleinigkeiten, die einem das Arbeiten mit so einem Gerät erleichtern. Wer öfters mal eine Kopie braucht, schätzt so eine Copy-Taste an der Gerätevorderseite unglaublich, weil man einfach per Knopfdruck eine Seite kopieren kann und nicht die Vorlage zuerst einscannen und dann wieder ausdrucken muss.
Beim Einrichten des Scans hat man die Wahl zwischen drei Bedienungsmodi: Im vollautomatischen Modus kann man fast gar nichts selbst einstellen - die Software macht alles selbst. Im Standard Modus kann man den Vorlagentyp, die Ausgabeauflösung sowie Bidkorrekturverfahren wie etwa Staub- und Kratzerentfernung an- und ausschalten. Der professionelle Modus bietet die volle Bandbreite an Einstellmöglichkeiten, wie zum Beispiel Gradationskurven und Tonwertkorrektur. Nutzt man diesen Modus, sollte man schon wissen, was man tut. Außer im vollautomatischen Modus funktioniert das Scannen nach dem bekannten Schema Prescan, Scanbereich festlegen, Einstellungen machen, Finescan.
Ein Test beim Scannen von Papierbildern war mir besonders wichtig: Erkennt die Scansoftware automatisch einzelne Bilder, die ich verstreut auf die Glasplatte auflege? In der Praxis kommt es oft vor, dass man eine Fotosammlung bestehend aus unterschiedlichen Formaten digitalisieren möchte; man legt dann einfach 3-6 (je nach Größe) Fotos auf die Glasplatte, macht eine Vorschau und möchte die aufgelegten Fotos im Stapel scannen. Es gibt Flachbettscanner, die automatisch die einzelnen Bilder erkennen und mehrere Scanrahmen automatisch setzen, so dass man nur noch "Start" klicken muss und automatisch mehrere Scans erhält. Leider gibt's diese Funktion beim Epson V700 Photo nicht, schade!
Scannen von gerahmten Dias
Bevor man mit dem Epson Perfection V700 Photo Durchlichtvorlagen scannen kann, muss man zunächst die weiße Schutzblende von der in den Deckel intergrierten Durchlichteinheit entfernen. Sobald man den entsprechenden Filmhalter mit dem zu scannenden Filmmaterial bestückt hat, legt man diesen in den Scanner ein, indem man die Führungsstifte am Filmhalter in die entsprechenden Öffnungen am Scanner einführt. Der Filmhalter wird somit automatisch korrekt auf der Scanfläche positioniert und arretiert. Auf diese Art und Weise werden alle mitgelieferten Filmhalter in den Scanner eingelegt.
Der Filmhalter für gerahmte KB-Dias bietet Platz für 12 Dias. Diese lassen sich bequem einlegen, wohingegen sich das Herausnehmen etwas pfriemelig gestaltet. Mit großen Fingern kommt man recht schwer an die eingelegten Dias ran und man läuft Gefahr, auf der Filmschicht einen dauerhaften Fingerabdruck zu hinterlassen. Um das zu vermeiden sollte man besser Baumwollhandschuhe (siehe unsere Seite über Zubehör) tragen. Beim Einlegen muss man beachten, dass man die Dias mit der Betrachtungsseite nach unten im Halter platziert, worauf aber mit eindeutigen Symbolen hingewiesen wird.
Der Filmhalter kann Diarahmen in allen gängigen Stärken aufnehmen, und kann, wie alle anderen mitgelieferten Filmhalter auch, außerhalb des Scanners bestückt werden. Sehr komfortabel.
Die Vorgehensweise beim Scannen von Dias ist die selbe wie beim Scannen von Aufsichtvorlagen. Nachdem man die Scansoftware entweder über die TWAIN-Schnittstelle eines Bildbearbeitungsprogramms, direkt oder per Drücken der Starttaste am Gerät gestartet hat und gegebenenfalls den Filmtyp ausgewählt hat, macht man einen Prescan.
Je nach ausgewählter Vorschauansicht werden entweder die eingelegten Dias als einzelne Bilder dargestellt oder ein Preview der ganzen Scanfläche angezeigt. Bei gerahmten Dias wird man allerdings so gut wie immer die Einzelansicht wählen, da man dann nur noch durch Setzen von Häkchen auswählen muss, welche Dias gescannt werden sollen. Dadurch, dass die Positionierung der Bilder auf der Scanfläche durch den Filmhalter festgelegt ist, muss man nicht für jedes einen Rahmen ziehen - die Software "weiß", wo sich die Dias befinden. Die Scansoftware erkennt automatisch, in welche Fächer ein Dia eingelegt ist, und zeigt auch nur diese an - es werden also keine leeren weißen Flächen von nicht besetzten Fächern angezeigt. Die Bilder können einzeln oder gemeinsam um 90° gedreht und vertikal gespiegelt werden.
Nun kann man die gewünschten Scan-Einstellungen machen. Das funktioniert entweder einzeln für jedes Bild oder für eine durch Markierung festgelegte Auswahl an Bildern (also auch für alle), was sich beim Digitalisieren von vielen Dias mit gleicher Einstellung als sehr praktisch erweist.
Dass Epson in ihren Flachbettscanner V700 die Digital ICE Technik integriert haben, ist sehr lobenswert. Dieses bewährte Verfahren, mit dem auch hochwertige Consumer Filmscanner ausgestattet sind, erweist sich auch hier als perfekt funktionierendes Mittel zur automatischen Entfernung von Staub und Kratzern.
Sobald man ein paar Dias eingescannt hat, merkt man schnell, dass der Epson Perfection V700 Photo nicht darauf ausgelegt ist, ganze Diasammlungen zu digitalisieren. Jedoch lässt sich das Scannen von Filmmaterial mit einem Flachbettscanner prinzipiell nicht viel komfortabler gestalten, und so muss gesagt werden, dass Epson hier gute Arbeit geleistet hat, und einen Flachbettscanner anbietet, mit dem man auf einfache Art und Weise auch mal einige Dias scannen kann.
Scannen von Kleinbild Filmstreifen
Im Lieferumfang des Epson Perfection V700 Photo enthalten ist auch ein Filmhalter für bis zu vier Kleinbild-Filmstreifen mit jeweils bis zu sechs Bildern Länge. So lassen sich also maximal 24 Bilder auf Filmstreifen in einem Arbeitsgang digitalisieren.
Der Filmhalter besteht aus vier Leisten in die man entweder Filmstreifen mit sechs oder weniger Bildern bzw. auch einzelne Negative oder Positive einlegen kann. Diese Leisten lassen sich aber nicht einzelnen öffnen und schließen, sondern es sind jeweils zwei mit einem gemeinsamen Schließmechanismus versehen. Das hat den großen Nachteil, dass wenn man einen Filmstreifen korrigieren möchte, auch gleichzeitig die Arretierung des anderen löst. Hat man gewellte oder gebogene Filmstreifen, so kann das ein großes Ärgernis sein, da das Einlegen solcher Filme ohnehin kompliziert ist. Die Filme werden bei geöffneter Halterung nämlich lediglich an einem Ende von zwei kleinen Führungen gehalten - nicht planes Filmmaterial ist so kaum zu bändigen. Längere Führungsschienen würden das Problem minimieren, hätten allerdings wiederum den Nachteil, dass die Filme eingeschoben werden müssten, und man somit Gefahr läuft, sie zu zerkratzen. Es musste also ein Kompromiss gefunden werden. Besser gelöst wäre das Problem allerdings, wenn jede Leiste mit einem eigenen Schließmechanismus versehen wäre.
Mehrere einzelne Negative oder Positive in den Filmhalter einzulegen gestaltet sich als äußerst schwierig. Da quasi keine Führung vorhanden ist lassen sich die einzelnen Bilder oder kurzen Filmstreifen nur schwer ausrichten. Sind diese dann auch noch gewölbt, ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit die Bilder richtig in den Halter einzulegen.
Die automatische Einteilung der Bilder beim Prescan funktioniert bei ganzen Filmstreifen wunderbar. Es ist selten nötig, die Scanbereiche manuell festzulegen, außer man hat sehr dunkle Aufnahmen (z.B Nachtaufnahmen), bei denen der Scanner den Steg nicht vom kaum belichteten Bildbereich unterscheiden kann. Meistens kann man jedoch die Vorschauansicht mit der Darstellung als einzelne Bilder wählen und auch hier ganz bequem wie beim Scannen von gerahmten Dias die zu scannenden Bilder per Setzen von Häkchen auswählen. Es werden auch hier keine weißen Flächen von nicht bestückten Bereichen des Filmhalters angezeigt - die Software erkennt automatisch, wo sich kein Film befindet. Einzelne oder alle markierten Bilder lassen sich per Mausklick drehen und spiegeln.
Möchte man allerdings mehrere kürzere Filmstreifen auf einmal scannen, funktioniert die automatische Bildeinteilung fast nie, so dass man in diesem Fall einen normalen Vorschauscan der ganzen Auflagefläche machen und dann manuell Rahmen um die zu scannenden Bilder ziehen muss.
Während das Scannen von gerahmten Kleinbilddias mit dem Epson V700 also recht komfortabel funktioniert, ist das Digitalisieren von Kleinbildfilmstreifen eher eine mühselige Angelegenheit; das machen echte Filmscanner deutlich besser und komfortabler.
Scannen von Mittelformatfilmen
Der ebenfalls im Lieferumfang des Epson Perfection V700 Photo enthaltene Mittelformat-Filmhalter kann zwei MF-Filmstreifen aufnehmen. Es können Streifen mit einer Länge bis zu 20 cm eingelegt werden. Also passen 8 Bilder im Format 4.5x6, 6 Bilder im Format 6x6, oder 4 Bilder in den Formaten 6x7 bis 6x9 hinein. Natürlich spricht auch nichts dagegen, verschiedene Mittelformate auf einmal einzulegen.
Wie bei dem Kleinbild-Filmhalter ist es auch hier einfach, ganze Filmstreifen im Halter zu platzieren. Sobald man jedoch einzelne Bilder scannen möchte, wird es schwierig. Es ist keine durchgehende Führungsschiene vorhanden, was das Ausrichten des Bildes sehr erschwert; Gewölbtes Filmmaterial ist nur mit sehr viel Geduld und guten Nerven korrekt einzulegen, manchmal scheitert man völlig an dieser Aufgabe und gibt entnervt auf.
Ebenfalls wie beim Kleinbild-Filmhalter funktioniert die automatische Einteilung der Bilder meist nur bei ganzen Filmstreifen. Beim Scannen von einzelnen Negativen oder Positiven muss ein Prescan der ganzen Auflagefläche gemacht und dann Rahmen um die zu scannenden Bilder gezogen werden.
Vergleicht man das Digitalisieren von Mittelformatforlagen mit dem sehr teuren Mittelformatscanner Nikon Super Coolscan 9000ED, so stellt man nicht nur qualitativ deutliche Defizite fest, sondern auch beim Umgang mit dem Filmmaterial. Während man mit dem Nikon Mittelformatscanner ohne Glasplatten scannt und nur in Ausnahmefällen eine Glasbühne hernimmt, hat man beim Epson immer störendes Glas dazwischen. Eine Spannvorrichtung wie beim Nikon-Mittelformathalter gibt es beim Epson-Filmhalter nicht.
Scannen von Großformatfilmen
Auch ein Filmhalter für 4x5" Großformat Planfilme gehört zur Serienausstattung des Epson Perfection V700 Photo. In diesen passen bis zu zwei 4x5" Planfilme. Es können jedoch keine 9x12cm Filme eingelegt werden. Dieses Format ist minimal kleiner als 4x5" und war bis vor ein paar Jahren lange Zeit in Europa weit verbreitet. Solch einen Film müsste man also direkt auf das Glas legen, wodurch man meistens Probleme mit Newton-Ringen bekommt.
Die 4x5" Filme lassen sich nach Aufklappen der Halterung einfach einlegen und werden durch Zuklappen arretiert. Die Vorlagen werden auf allen Seiten gehalten und fixiert. Somit ist das Einlegen auch von leicht gewölbtem Material kein Problem. Da die Position der Filme durch den Halter eindeutig festgelegt ist, funktioniert die automatische Bildeinteilung tadellos, und man muss eigentlich nie den normalen Vorschaumodus nutzen.
Scannen von sonstigem Filmmaterial
Wie wir sehen, lässt sich mit dem Epson Perfection V700 Photo fast jedes gängige Filmformat sowie Aufsichtvorlagen bis zu A4 digitalisieren. Aber auch auch ausgefallene Formate und größere Planfilme bis 8x10 Zoll lassen sich damit verarbeiten.
Die mitgelieferte Filmbereichsführung, die auf die Scanfläche aufgelegt wird, legt den Bereich der Auflage zum Scannen von Filmmaterial fest. Dieser Bereich ist 8x10 Zoll (ca. 20x25 cm) groß. Prinzipiell lässt sich also jede transparente Vorlage einscannen, egal ob kleinste Filmstückchen oder rießen Großformate. Das Problem an der Sache ist allerdings, dass beim Arbeiten mit der Filmbereichsführung das Filmmaterial direkt auf die Glasfläche gelegt werden muss, und man somit meistens Probleme mit Newtonringen bekommt. Dies ließe sich nur vermeiden, indem man Anti-Newton-Spray oder ähnliches verwendet, was aber hässliche Spuren auf dem Film zurücklässt, die in der Regel auch beim Scan zu sehen sind, und die man - wenn überhaupt - nur sehr schwer wieder entfernen kann. Das Digitalisieren von anderen Filmformaten als die, für die spezielle Filmhalter mitgeliefert werden, ist also nur eingeschränkt möglich.
Ein weiteres Problem beim Scannen mit der Filmbereichsführung ist, daß die zwei Glasplatten, zwischen die das Filmmaterial gelegt wird, nicht direkt aufeinander liegen, und nicht planes Filmmaterial somit nicht flach gedrückt wird. Solche Vorlagen müsste man also mit Klebestreifen oder ähnlichem direkt auf der unteren Glasplatte fixieren, was die Gefahr der Bildung von Newtonringen noch verstärkt. Das Digitalisieren von anderen Filmformaten als die, für die spezielle Filmhalter mitgeliefert werden, ist also nur eingeschränkt möglich.
Die mitgelieferte Software
Unser Testgerät kam mit minimalster Software-Ausstattung. Alles was mitgeliefert wurde ist die EpsonScan Software.
EpsonScan lässt sich in drei verschiedenen Bedienungsmodi betreiben:
Im vollautomatischen Modus kann man nur den Vorlagentyp auswählen (Film oder Aufsicht), die Auflösung einstellen sowie Staubentfernung und Farbwiederherstellung aktivieren. Oder man stellt gar nichts ein und überlässt alles der Software.
Im Standard Modus hat man mehr Auswahlmöglichkeiten bezüglich des Vorlagentyps (z.B. SW Negativ, Farbnegativ, Zeitung, Foto, ...). Außerdem muss der Verwendungszweck (hier Ziel genannt) ausgewählt werden, d.h. Monitor/Web oder Drucker, wonach sich dann die Ausgabeauflösung richtet. Man kann die Auflösung aber auch manuell einstellen, indem man bei Ziel "Benutzerdefiniert" auswählt. Desweiteren hat man Möglichkeiten zur Bildkorrektur. Es können De-Screening (Rasterentfernung bei Scans von gedruckten Vorlagen wie z.B. Zeitschriften), Farbwiederherstellung und Digital ICE (eine hardwarebasierte Staub- und Kratzerentfernung) aktiviert bzw. deaktiviert werden und man kann mit zwei Schiebereglern Kontrast und Helligkeit einstellen. Für die Darstellung der Vorschau kann man wählen zwischen einer normalen Ansicht, bei der der Prescan der ganzen Auflagefläche gezeigt wird oder der sog. "Vorschaubild" Ansicht, bei der die Software automatisch die Position der einzelnen Vorlagen erkennt, und diese als einzelne Bilder fertig zugeschnitten anzeigt.
Der professionelle Modus bietet eine Vielzahl weiterer Einstellmöglichkeiten wie zum Beispiel Gradationskurven und Tonwertkorrektur. Hier können sämtliche gemachten Einstellungen unter verschiedenen Namen abgespeichert werden.
Insgesamt ist die Software-Ausstattung etwas mager, da kommen andere Geräte mit einem deutlich größeren Softwarepaket daher. Die Epson-Software ist einfach aber gut brauchbar.
Bildqualität
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt unseres Tests: die Bildqualität. Ein Blick auf die technischen Daten weckt hohe Erwartungen - die Auflösung für Scans von Durchsichtvorlagen im Filmhalter wird mit 6400 dpi angegeben. Für Aufsichtvorlagen liegt die nominelle maximale Auflösung bei 4800 dpi. Diese werden schnell und in guter Qualität digitalisiert. Scant man einen guten, sauberen Fotoabzug, so erhält man ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Allerdings wird man hier selten Auflösungen von mehr 600 dpi benötigen.
Ein kurzes Wort zur De-Screening Funktion, die man bei Aufsichtvorlagen zuschalten kann: mit dieser Funktion kann man Druckraster automatisch entfernen. Dies führt bei EpsonScan aber unweigerlich zu einem hohen Schärfeverlust! Dieses Feature ist also mit Vorsicht zu genießen.
Uns soll hier aber hauptsächlich das Ergebnis von Filmscans interessieren. Und dazu eines vorweg:
Bei vielen Scannern entspricht die optische Auflösung bei weitem nicht der Auflösung, die man in der Praxis erzielt; Nur ganz wenige Scanner erreichen in der Praxis diejenigen Auflösungen, die im Prospekt stehen.
Die angegebene maximale Auflösung von 6400 dpi ist höher als bei den meisten Filmscannern. Aber wieviel schafft der Epson Perfection V700 Photo tatsächlich? Bei einem Testscan eines USAF Testcharts lassen sich die horizontalen Linien des Elements 5.3 und die vertikalen Linien des Elements 5.5 gerade noch differenzieren. Daraus ergibt sich eine tatsächliche Auflösung von nur etwa 2300 dpi. Das sind weniger als 40% der angegebenen Auflösung. Der Scan eines Kleinbilddias oder -negativs ergibt bei 2300dpi eine Datei mit etwa 7 Megapixel. Das liegt im Bereich vieler gängiger Digitalkameras.
Für einen Flachbettscanner ist das durchaus kein schlechter Wert. Wenige andere solcher Geräte bieten höhere Auflösungen, und wie anfangs schon erwähnt kann man nicht erwarten, dass Werte wie bei einem hochwertigen, "echten" Filmscanner erreicht werden. Allerdings ist es doch eher als Augenwischerei anzusehen, eine Auflösung von 6400 dpi anzugeben. Der Sensor des V700 ist zwar in der Lage soviele Bildpunkte zu erfassen, jedoch ist das ganze optische System des Scanners nicht hochwertig genug, um diese Auflösung annähernd nutzen zu können. Was dies betrifft ist der Epson V700 den hochwertigen Filmscannern also unterlegen. Es gibt aber viele günstige Filmscanner, die auch nicht mehr bzw. noch weniger effektive Auflösung bieten.
Mit Vorsicht zu genießen ist die Kornreduzierung: auch bei niedrigster Einstellung resultiert aus ihr ein Schärfeverlust, der in hohem Maße zunimmt, je stärker man den Effekt einstellt.
Was den Dichteumfang des Epson Perfection V700 Photo betrifft, der mit 4,0 angegeben ist, muss man sagen dass er auch hier nicht an die hochwertigen Filmscanner herankommt. Wo diese in sehr dunklen Bildpartien noch Zeichnung bringen, ist beim V700 alles schwarz, und sehr helle Bildpartien fressen schneller aus. Die Ergebnisse sind jedoch besser als bei den meisten anderen Flachbettscannern.
Die hardwarebasierte Staub- und Kratzerentfernung Digital ICE leistet auch im Epson gute Dienste, und "reinigt" das Negativ bzw. Dia ohne zu allgemeiner Unschärfe im Bild zu führen.
Abschließend kann man sagen, dass der Epson Perfection V700 Photo gut dazu geeignet ist, normale Urlaubsbilder und ähnliche Aufnahmen auch direkt vom Film weg zu digitalisieren. Für Anwendungen ohne professionelle Ansprüche eignet sich der Scanner sehr gut. Profis, an die sich der V700 mit der Möglichkeit auch Mittel- und Großformatfilme zu scannen aber eigentlich wendet, werden mit der Bilqualität allerdings nicht zufrieden sein.
Jeder, der seine Dias oder Negative mit diesem Gerät digitalisiert, sollte sich das Auflösungsproblem gut überlegen. Man holt aus einem Kleinbild-Dia oder Negativ gerade mal 7 Megapixel heraus, was heute schon von vielen Digitalkameras übertroffen wird, obwohl im Dia oder Negativ eigentlich Informationen über 10-20 Megapixel stecken. Man verschenkt also wertvolle Bildinformation durch den Scan. Während heute 7 Megapixel noch anständig klingen, ist es absehbar, dass in 10-15 Jahren nur noch Einsteiger-Digitalkameras so wenige Pixel produzieren. Dann hinken die alten Scans der aktuellen Qualität deutlich hinterher und man muss eventuell alles ein zweites Mal scannen.
Der Epson V700 Photo erreicht also in der Praxis gerade mal 40% der nominellen Auflösung. Das wirkt sich so aus, dass man in der höchsten Auflösung von 6400 dpi scannt und damit erst mal Bilder von knapp 60 Megapixeln, also Dateien von ca. 180 Megabyte erhält (unkomprimiert). Dann verkleinert man im Bildbearbeitungsprogramm das Bild auf anständige, effektive 7 Megapixel und erhält Dateien von ca. 20 Megabyte (unkomprimiert).
Scangeschwindigkeit
Aufsichtvorlagen scannt der Epson Perfection V700 Photo sehr schnell ein; Ein Vorschauscan ist in wenigen Sekunden erstellt, und auch der Feinscan ist schnell fertig. Das liegt auch daran, dass man Aufsichtvorlagen in der Regel nicht mit mehr als 600dpi scannt. Höhere Auflösungen machen hier nur in Ausnahmefällen Sinn. Für ein A4 Dokument bei 600dpi braucht der V700 ca. 45 Sekunden.
Bei Durchsichtvorlagen sieht die Sache anders aus. Die Scanzeiten variieren natürlich je nach eingestellter Auflösung und evtl. zugeschalteter Funktionen wie z.B. die Staub- und Kratzerkorrektur ICE. So dauert es ca. 8 Minuten bis eine Kleinbild Dia mit 6400dpi und aktiviertem ICE vollständig gescannt ist. Ohne ICE braucht der Scanner ca. 3 Minuten. Bei einer Auflösung von 2400dpi dauert ein KB Scan mit ICE knapp 3 Minuten.
Mit zunehmender Vorlagengröße steigen auch die Scanzeiten rasant an. Für den Scan eines 6x7 Mittelformat Dias bei 2400dpi und aktiviertem ICE braucht der V700 13 Minuten. Ein 4x5" Großformat Dia digitalisiert der Epson in ca. 33 Minuten bei 2400dpi mit ICE, und für den selben Scan mit 6400dpi muss man ganze 80 Minuten warten. Da bleibt einem nur zu hoffen, dass man alles richtig eingestellt hat - solch einen Scan wiederholen zu müssen kann sehr ärgerlich sein.
Auffallend ist, dass sich beim Scannen von Negativmaterial die Scanzeiten nicht erhöhen. Die Digitalisierung von Negativen dauert genauso lange wie die Digitalisierung von gleich großen Dias. Man sieht also, dass das Scannen von großen Mengen an Filmen mit dem Epson Perfection V700 Photo eine extrem zeitaufwendige Angelegenheit ist. Bestückt man den KB Filmstreifenhalter komplett mit 24 Negativen und scannt diese in höchster Auflösung, kann man seinen Scanner schon mal ein paar Stunden alleine arbeiten lassen.
Vergleicht man die Scanzeiten mit denen eines echten Filmscanners, dann entpuppt sich der Epson V700Photo als große Schnecke. Um die volle Auflösung des Scanners zu nutzen und wenigstens 2400 effektive DPI zu erhalten muss man mit der höchsten Auflösung scannen, und die damit verbundenen Scanzeiten sind fast schon unakzeptabel.
Zusammenfassung, Fazit
Wie Anfangs erwähnt kann man von einem Flachbettscanner nicht erwarten, dass er beim Scannen von Filmmaterial genauso gute Ergebnisse erzielt wie ein hochwertiger Filmscanner. Der Epson Perfection V700 Photo ist, so wie auch seine Mitbewerber, hauptsächlich darauf ausgelegt Aufsichtvorlagen zu scannen.
Möchte man hin und wieder auch Filmmaterial ohne professionelle Ansprüche digitalisieren, so leistet der V700 aber auch hier gute Dienste. Toll ist, dass man fast die ganze Auflagefläche zum Scannen von Dursichtvorlagen verwenden kann, und man somit quasi alles, was durchsichtig und flach ist, bis zu einer Größe von 8x10" scannen kann. Auch die Integration der hardwarebasierten Staub- und Kratzerkorrektur ICE ist lobenswert.
Für Profis mit entsprechend hohen Erwartungen an einen Scan und Leute, die viele Bilder scannen wollen, ist dieses Gerät allerdings nicht geeignet. Die Bildqualität reicht nicht aus, um mit einem guten Filmscanner zu konkurrieren, die Scangeschwindigkeit ist extrem langsam, und die effektive Auflösung von 2400 dpi liefert im Kleinbildbereich gerade mal effektive 7 Megapixel, auch wenn die Dateien mit knapp 60 Megapixeln extrem aufgebläht sind.
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